„Europa funktioniert in der Kunst“
KARTEN ZU GEWINNEN!
Am 19. Juni startet das Festival Neue Stücke aus Europa in Wiesbaden. ostpol ist Medienpartner und verlost 1x2 Karten für das Stück "Duksi" aus Lettland am Samstag, den 28. Juni um 20.00 Uhr im Malersaal des Staatstheaters Wiesbaden.
Wie Sie gewinnen können? Schreiben Sie uns bis Mittwoch um 15:00 Uhr an abo@ostpol.de worin sich die Produktionen aus Ost- und West unterscheiden!
ostpol: Frau Arioli, Sie leiten das Festival Neue Stücke aus Europa. Was bedeutet „Europa“ für Sie als Theaterschaffende? Besonders nach der Wahl Ende Mai, die ja einige Europa-Ängste offenbarte?
Ann-Marie Arioli: Der europafeindliche Rutsch bei den Wahlen ist beängstigend, weil Europa nach wie vor eine Idee – oder besser ein Ideal – ist, für das es sich zu kämpfen lohnt. Da jedoch so viel über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird, macht sich Unmut breit. Die politische Praxis hinkt dem Ideellen hinterher.
Gibt es die Europa-Krise auch in der Kultur?
Arioli: Im Gegenteil: Statt Abgrenzung gibt es rege Zusammenarbeit und viel Bewegung in der Kultur. Der Austausch von Ideen und Konzepten ist, was Europa, aber besonders auch den Theaterbetrieb und die zahlreichen grenzüberschreitenden Co-Produktionen auszeichnet.
Europa funktioniert in der Kunst.
Das diesjährige Motto des Festivals lautet „Rebellisches Theater“. Wogegen rebellieren die Theaterschaffenden denn?
Arioli: Rebellion zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Gefühl „Es reicht!“ ausdrückt. Auslöser ist oft ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – wie der Bau eines Supermarkts im Gezi-Park. Auch auf dem Maidan-Platz oder bei Stuttgart 21 versammelten sich Bürger mit verschiedensten politischen Überzeugungen und Theater spielt dabei eine wichtige Rolle.
Es ist ebenso wie die Rebellion ein emotionales Ventil. Das Theater kann der Rebellion Ausdruck verleihen, es reflektiert sie natürlich auch und umgekehrt ist Rebellion ein Motor für theatralische Geschichten. Die eingeladenen Gastspiele unterscheiden sich stark in ihrem Zugriff auf das Thema. Aber es verbindet sie die Sehnsucht nach politischer und gesellschaftlicher Teilhabe.
In welchen Stücken kommt dies besonders deutlich zum Ausdruck?
Arioli: Das belarussische Stück „Drei Tage in der Hölle“ inszeniert einen Monolog in dialogischer Form, mit einem großartigen Bühnen- und Publikumsraum, einer Installation im LAB in Frankfurt. Pawel Prjaschko erzählt vom Leben in Minsker Vorstädten. Trotz der Tristesse und der scheinbaren Ausweglosigkeit, ist die Botschaft klar: „Findet Euch nicht mit den jetzigen Verhältnissen ab! Es gibt immer Hoffnung!“
„Unsere Geheimnisse“ des ungarischen Dramatikers und Regisseurs Bela Pinter beschäftigt sich mit dem Vergessen und Verleugnen der Geschichte – verkörpert von ehemaligen Informanten des Regimes. Dem Zuschauer wird vor Augen geführt: Wenn es schiefläuft, bleiben dieselben Schurken in einer neuen Ordnung weiter an der Macht.
Unterscheiden sich die Stücke aus Ost- und Westeuropa durch ihren Zugang zur „Rebellion“?
Arioli: Es gibt in Ost- und Westeuropa verschiedene Trends bei den stilistischen Mitteln und Spielweisen. Die Produktionen in Westeuropa sind aufwendiger und fiktionaler, was man an der Bühnen- und Kostümgestaltung erkennen kann.
Die experimentellen und zeitgenössischen Stücke aus Osteuropa dagegen sind derzeit dokumentarischer. Oft wird auf Bühnenbild und Kostüm verzichtet und mehr Wert auf eine authentische Darstellung gelegt.
Gibt es Themen die sich wie ein roter Faden durch den Kontinent ziehen?
Arioli: Migration und Vereinsamung. Europa scheint eine seltsame Heimatlosigkeit zu beschäftigen.
ostpol ist Medienpartner von Neue Stücke aus Europa.