Bulgarien

Bombenanschlag auf regierungskritische Zeitung

In den frühen Morgenstunden hat sich am Donnerstag vor dem Sitz der bulgarischen Boulevardzeitung "Galeria" in Sofia eine schwere Bombenexplosion ereignet. Das Blatt gilt als besonders regierungskritisch. In den vergangenen Wochen veröffentlichte die Zeitung mehrere Telefonmitschnitte zwischen Premierminister Bojko Borisov und dem Direktor der staatlichen Zollbehörde, Wanjo Tanov, aus denen hervorging, dass Borisov Geschäftsleute protegiert und Druck bei der Verteilung von Posten innerhalb der bulgarischen Zollbehörde ausgeübt habe. Die Echtheit der Aufnahmen ist umstritten.

Die Chefredakteurin von "Galeria", Kristina Patraschkowa, bezeichnete den Anschlag als "politischen Akt der Einschüchterung" und machte indirekt Regierungskreise dafür verantwortlich. Wenige Stunden vor der Explosion seien bulgarische Geheimdienstmitarbeiter mit sensiblen Informationen an die Zeitung herangetreten, berichtete der stellvertretende Chefredakteur von "Galeria", Jawor Datschkow, bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Ohne ihre Namen zu nennen, sagte er, dass er bei einem geheimen Treffen mit ihnen übereingekommen sei, dass sie am (morgigen) Freitag mit Aussagen an die Öffentlichkeit treten, die "erschreckende" Fakten offenlegen, wie sich hohe Politiker aller Parteien in Bulgarien am Drogen- und Warenschmuggel beteiligten.

Bulgarien bereitet sich derzeit fieberhaft auf den Beitritt zur Schengen-Zone vor. Das Attentat komme zum richtigen Zeitpunkt, um ein schlechtes Licht auf die Bemühungen der bulgarischen Regierung im Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu werfen, sagte der Premier Bojko Borisov nach einem gemeinsamen Treffen mit EU-Gesundheitskommissar John Dalli. Seit dem heutigen Donnerstag befinden sich vier EU-Kommissare zu Gesprächen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, darunter die für die EU-Grenzpolitik zuständige Innenkommissarin Cecilia Malmström. Sie sollte prüfen, ob das Land die Bedingungen für den Schengen-Beitritt erfüllt.

Borisov betonte, dass ihn das Attentat nicht überrascht habe. "Ich freue mich, dass es professionell ausgeführt wurde und niemand ums Leben gekommen ist", sagte er vor Journalisten. Bereits am vergangenen Wochenende sei er von dem unabhängigen Abgeordneten Todor Welitschkow unterrichtet worden, dass "bestimmte Leute etwas Ähnliches vorhaben", um die öffentliche Meinung gegen ihn aufzuwiegeln, so Borisov. Er forderte Polizei und Gehemdienste auf, sich zu mobilisieren und die Drahtzieher "dieser Konspiration" festzunehmen.

Durch die Explosion am Donnerstagmorgen gegen 05.45 Uhr Ortszeit in der Hauptstadt Sofia seien lediglich Fensterscheiben zu Bruch gegangen und Autos beschädigt worden, teilte der Polizeichef von Sofia, Waleri Jordanow, mit. Ein Nachtwächter, der sich während der Detonation im Innern des Gebäudes befand, wurde nicht verletzt. Zu den genauen Ursachen des Anschlags konnte die Polizei noch keine Aussagen machen.


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