Russland

Kuranyi startet in Moskau durch

Außer der Trikotnummer wird in Moskau alles anders sein. Mit der 22 auf dem Rücken lief Kevin Kuranyi auch schon für Schalke auf. Mit derselben Nummer wird der deutsche Fußballstar an diesem Samstag (31. Juli) im Stadion Chimki zum ersten Mal für seinen neuen Club Dynamo Moskau stürmen. Die Temperatur wird selbst zum Spielbeginn um 21 Uhr abends noch 30 Grad betragen, und die Luft wird nach Feuer schmecken, weil die Moskauer Abgase derzeit noch durch den Rauch von den Waldbränden rund um die russische Hauptstadt angereichert werden.

Als im Mai Kuranyis Wechsel zu Dynamo Moskau bekannt wurde, wunderten sich die Fans: Wenn schon nach Russland, warum dann nicht zu Spartak Moskau, Zenit St. Petersburg oder zum Newcomer Rubin Kasan? Denn die großen Erfolge des Hauptstadt-Clubs liegen mehrere Jahrzehnte zurück: Seit den 70er Jahren ist Dynamo Moskau nur noch Mittelmaß. Doch der 28-jährige Kuranyi hatte von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht, dass die knapp 18 Millionen Euro, die er hier in drei Jahren verdient, eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt haben.

Auch auf den Tribünen des Stadions wird Kuranyi ein ungewohntes Bild erblicken: Von den 20.000 Plätzen der Arena Chimki, weit draußen vor der Stadt, sind bei den Heimspielen von Dynamo im Schnitt nur 7.500 besetzt. Es ist also etwas stiller als auf Schalke, wo im letzten Jahr bei jedem Spiel 61.000 Fans für Stimmung sorgten. Das liegt auch daran, dass der Club vor zwei Jahren sein Traditionsstadion im Stadtzentrum geschlossen hat – und das neue erst 2015 eröffnen will.

Die diesjährige Premier-League-Saison, die im März begonnen hat, läuft bisher miserabel für Dynamo. Dabei hatte die Clubführung Anfang des Jahres noch vom Meistertitel geträumt. Nach 14 Spieltagen in der russischen Premier League steht Dynamo inzwischen auf Platz neun – von 16 Teams. Erst am vergangenen Wochenende fegte der Tabellenzweite Rubin Kasan den Club mit 2:0 vom Platz. Abstiegsgefährdet ist Dynamo zwar nicht, aber um im nächsten Jahr international zu spielen, muss Kuranyis neue Mannschaft mindestens den fünften Tabellenplatz erreichen.

Kuranyi soll nun in Zusammenarbeit mit Ex-Hertha-Spieler Andrej Woronin für mehr Torgefährlichkeit sorgen. Dafür stellt der mazedonische Trainer Miodrag Bozovic sogar das Spielsystem des Teams auf 4-4-2 um. Aber hat sich der Deutsche schon im Team zurechtgefunden? Kuranyi hat mit Woronin eine erste Kontaktperson, denn der Ukrainer hat lange in der Bundesliga gespielt und spricht fließend deutsch. „Er hat sich schon in die Mannschaft integriert“, bestätigt auch Igor Semschow, Dynamo-Teamkollege und russischer Nationalspieler. Und auch wenn Kuranyi gegenüber der russischen Presse derzeit die Erwartungen dämpft und immer wieder betont, er brauche noch ein paar Wochen, um in Top-Form zu sein – für Semschow ist er eine bedeutende Verstärkung. „Natürlich wird es viel Druck von den Fans und der Presse geben“, sagt Semschow. Der sei aber nicht so stark wie in Deutschland. In einem Freundschaftsspiel gegen den AC Monaco am Mittwochabend schoss Kuranyi bereits sein erstes Tor – allerdings verlor sein Team 1:3. Alle Augen werden also an diesem Samstag auf ihn gerichtet sein, wenn es zum ersten Mal richtig ernst wird. Gegen den Underdog Krylja Sowjetow aus Samara wäre alles andere als ein Sieg eine Niederlage.


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