Kongress der Weltreligionen
Kasachstan richtete zum dritten Mal einen Kongress der Weltreligionen aus und will sich so als internationaler Friedensstifter profilieren
(n-ost) – Ein kleiner Eklat störte die friedlichen Bekundungen auf dem „Kongress der Weltreligionen“, der am 1. und 2. Juli zum dritten Mal in der kasachischen Hauptstadt Astana abgehalten wurde: Während der israelische Präsident Schimon Peres seine Grußansprache hielt, stürmte die iranische Delegation aus dem Saal. „Wir sind hergekommen, um religiöse Führer zu hören,“ so Mehdi Mostafavi, ehemaliger iranischer Vize-Außenminister. „Und Peres ist kein religiöser Führer, sondern ein Mann der Gewalt.“
Die linientreue kasachische Presse ignorierte des Vorfall weitgehend, sollte doch das Bild von der hochrangig besetzten, internationalen Konferenz nicht gestört werden. Über 500 Vertreter aller wichtigen Weltreligionen aus 35 Ländern folgten der Einladung Kasachstans. Sie trafen sich im „Palast des Friedens und des Einverständnisses“, einer futuristischen Pyramide, von Stararchitekt Sir Norman Foster für das neue Stadtzentrum der kasachischen Hauptstadt Astana entworfen.
„Ich komme aus dem Nahen Osten und daher ist es mir eine besondere Freude, hier in einer Pyramide zu sitzen – ein besseres Symbol als der Turm zu Babel, der für das Nichtverständnis unter den Menschen steht,“ würdigte der israelische Präsident Schimon Peres den Veranstaltungsort. Peres nutzte die Gelegenheit aber auch, um den saudi-arabischen König Abdullah aufzurufen, sich mit ihm in Jerusalem oder Riad zu treffen, um den Nahost-Friedensprozess voranzubringen. Auch Kasachstan käme als Ort eines solchen Treffens in Frage, so Peres. Der saudi-arabische König hatte eine israelisch-arabische Friedensinitiative angeregt, an der sich Israel und alle 75 arabischen Staaten beteiligen sollten.
Teilnehmer aus 35 Ländern beim Dritten Kongress der Weltreligionen in Astana. Foto: Edda Schlager.
Unter den Teilnehmern des Kongresses der Weltreligionen waren Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen – Katholiken, Russisch-Orthodoxen und Protestanten – sowie Angehörige des Islams, des Judentums und östlicher Religionen, wie dem Hinduismus, Buddhismus oder Taoismus. Ziel der Zusammenkunft sei es, so der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew, „die Rolle religiöser Führer beim Aufbau von Toleranz, gegenseitigem Respekt und Zusammenarbeit“ zu diskutieren. Kasachstan wolle damit seinen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten, so Nasarbajew.
Gerade Kasachstan sei eines der besten Beispiele dafür, dass verschiedene Konfessionen und Nationalitäten friedlich miteinander in einem Land leben könnten. Die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan ist Heimat für Angehörige von über 130 Ethnien und ethnischen Gruppen. Neben Kasachen und Russen leben dort Uiguren, Tataren, Türken, Chinesen, Deutsche und Koreaner.
Etwa 47 Prozent der Einwohner Kasachstans sind Muslime, 46 Prozent Christen, ein Prozent Juden, sechs Prozent gehören anderen religiösen Gemeinschaften an. In den letzten Jahren hat die Bedeutung von Religion im seit 1991 unabhängigen Kasachstan stark zugenommen. Allein die Zahl der Moscheen ist in Kasachstan seit der Unabhängigkeit von knapp 70 auf über 3.000 angewachsen. Auch die russisch-orthodoxe Kirche, unter Russen die stärkste Konfession, erlebt einen starken Zulauf.
Die katholische Kirche jedoch habe durch die starke Abwanderung von deutschstämmigen Kasachen viele Mitglieder verloren. Noch rund 200.000 Deutsche leben in Kasachstan, ein Drittel von ihnen gehöre katholischen Gemeinden an, so der Erzbischof von Kasachstan, Thomas Peta, selbst gebürtiger Pole. „Doch egal welcher Religion oder Konfession sie angehören,“ so Peta, „ich würde nur fünf Prozent aller Bewohner Kasachstans als praktizierende Gläubige bezeichnen.“
In ihrer Abschlussnote sprachen sich die Teilnehmer des Dritten Kongresses der Weltreligionen für den interreligiösen Dialog aus. „Gemeinsame moralische Werte vermeiden und lösen interreligiöse und interkonfessionelle Konflikte. Und interreligiöser Dialog selbst hilft, Stereotype, Vorurteile und religiöse Konflikte zu vermeiden.“ Der vierte Kongress der Weltreligionen soll im Jahr 2012 erneut in Astana stattfinden.
Edda Schlager
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