Russland

„GOTT DES KRIEGES“ BLEIBT HINTER GITTERN

Waffenhändler Viktor Bout erklärt sich für unschuldig und kommt nicht auf Kaution frei (n-ost) - Für Viktor Bout gibt es vorerst kein Entrinnen. Der russische Geschäftsmann bleibt wegen Fluchtgefahr zumindest die nächsten 12 bis 84 Tage in Thailand hinter Gittern, eine Kaution wird nicht gewährt. Das hat das Gericht in Bangkok am Dienstag entschieden. Unterdessen mimt der so genannte "Händler des Todes" das Unschuldslamm: "Mein Klient weist alle Schuld von sich", erklärt Bouts Anwalt, Lak Nitiwatanavichan. Der meist gesuchte Waffenhändler der Welt wurde vergangene Woche in Thailand festgenommen. Agenten der amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA hatten sich als kolumbianische Rebellen ausgegeben und ihn mit einem angeblichen Waffendeal in die Falle gelockt. Im orangefarbenen Poloshirt führten thailändischen Polizeieinheiten den 41-jährigen Russen in Handschellen aus einem Luxushotel ab. Ihm wird vorgeworfen, Raketen an die FARC-Rebellen in Kolumbien geliefert zu haben. Im internationalen Waffenhandel kämpft der untersetzte Bout schon seit Jahren in der Schwergewichtsklasse. Ob Rebellengruppen in Sierra Leone, in Angola und in der Demokratischen Republik Kongo oder Diktatoren wie Charles Taylor in Liberia und Muammar Gadhafi in Lybien - wenn jemand Waffen jedweder Art benötigte, dann lieferte sie Viktor Bout. Angeblich soll er auch die Taliban in Afghanistan ausgerüstet haben. US-amerikanische Behörden und die UN identifizierten den ehemaligen KGB-Offizier, der sechs Sprachen spricht, schon vor langer Zeit als Waffenschmuggler. Doch selbst als der Hollywood-Film "Lord of War" mit Nicholas Cage in der Hauptrolle den russischen Geschäftsmann auch unter Kinogängern weltweit bekannt machte, ging Bout in Moskauer Sushi-Restaurants und Zigarren-Clubs unbescholten ein und aus. In Russland verbietet ein Gesetz, russische Staatsbürger auszuliefern - auch wenn diese international auf der Fahndungsliste stehen. Viktor Bouts Karriere als "Händler des Todes", wie ihn ein Buch bezeichnete, begann nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Als ehemaliger sowjetischer Geheimdienstoffizier und Übersetzer in Angola wurde er in den frühen 90er Jahren arbeitslos. Er gründete eine Frachtflugzeug-Gesellschaft mit Sitz in Belgien, die angeblich mehr als 60 Flugzeuge umfasst. Damit lieferte er nicht nur Waffen nach Afghanistan und Afrika, sondern auch Schnittblumen in die Vereinigten Arabischen Emirate.  ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 30 83 11 87


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