Deutschland

Film ab in Cottbus

Osteuropäisches Filmfestival startet zum 17. MalCottbus/Berlin (n-ost) - "Nebendarsteller" prangt in großen Lettern auf dem kleinen Kino, "Tonstudio" auf der Telefonzelle. Dazwischen folgen geschäftigen Schrittes schwarz gekleidete Menschen dem in blauer Farbe auf den Boden gepinselten Wegeleitsystem, das die verschiedenen Schauplätze in Cottbus miteinander verbindet. Ob das Licht in der Lausitzmetropole aus geht, weil auch hier die Menschen in Richtung Westen ziehen, wird in Cottbus täglich diskutiert. Einmal im Jahr aber setzt die Stadt sich selbst in Szene, herrscht hier internationale Atmosphäre.Dann geht der Vorhang auf zum Festival des osteuropäischen Films: Zwischen dem 6. und 10. November wird von hier aus bereits zum 17. Mal ein repräsentativer Überblick über die Spielfilmproduktionen des mittel- und osteuropäischen Raumes gegeben. Eine international besetzte Jury wird auf der Abschlussveranstaltung am 10. November den Preis für den besten Spiel- und Kurzfilm bekannt geben. Zehn Filme aus zehn Ländern sind für ersteren nominiert. Acht von ihnen erleben in Cottbus ihre Erstaufführung. Insgesamt 16 Preise werden vergeben, mit einem Gesamtwert in Höhe von 64.000 Euro.Während das Festival mit 80 Filmen aus 25 Ländern sowie mit Lesungen, Konzerten und Diskussionen aufwartet, können auf der Produktionsbörse "Connecting Cottbus" Produzenten, Autoren und Regisseure aus Ost und West Kontakte knüpfen. Sie tun dies durchaus mit Erfolg: Die serbisch-ungarisch-deutsche Koproduktion "Klopka - die Falle" des serbischen Regisseurs Srdan Galubovic läuft derzeit in den deutschen Kinos. Der Film wurde vor zwei Jahren in Cottbus erfolgreich angebahnt."Das Territorium, das östlich von unserer Haustür beginnt, spielt im deutschen Kinoalltag kaum eine Rolle", bedauerte Festivaldirektor Roland Rust am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Einen langen Atem brauche man, um Verleih und Publikum von Filmproduktionen aus Warschau bis Wladiwostok zu überzeugen. Seit der Gründung des Filmfestivals im Jahre 1991 habe das Cottbuser Filmfestival  aber weder seinen Wagemut noch seinen grenzenlosen Optimismus verloren: Gut die Hälfte aller gezeigten Filme sind deutsche und internationale Erstaufführungen. "Man sollte die Chance nutzen, die das Filmfestival bietet", rät Rust, "viele der Beiträge werden danach wieder in der Versenkung verschwinden."Unter dem Titel "after YU"  liegt in diesem Jahr der Fokus auf Ex-Jugoslawien und dessen Nachbarländern an der Adria. Er entstand in Kooperation mit den Filmfestivals von Sarajevo und Triest. 1996 stand die Region schon einmal im Zentrum des Filmfests. Damals waren die Folgen des Krieges in den Filmen noch unmittelbar spürbar. Heute seien es in elf der 14 Beiträge die Migrationsbewegungen, die nicht nur serbische, bosnische oder kroatische Filmschaffende beschäftigten, sondern auch die aus den Anrainerstaaten Italien und Griechenland, erklärt der Berliner Fokus-Kurator Bernd Buder. "Es geht um die individuellen Geschichten, die Diskussionen provozieren sollen", sagt Buder und verweist auf den serbischen Filmemacher und das Efant terrible der dortigen Szene, Zelimir Zilnik. In Deutschland ist der Regisseur kein Unbekannter: Bereits 1969 gewann er mit seinem ersten Spielfilm "Frühe Werke" einen Goldenen Bären auf der Berlinale. Sein neuer Film "Kenedi heiratet" erzählt von dem modernen Völkerwanderer Kenedi, einem Roma, der sich sein Leben von ständig wechselnden Sexualpartnern auf seiner Reise durch Europa finanzieren lässt, um irgendwann in Istanbul zu scheitern.Um der Bedeutung und der Dominanz Russlands als größtes osteuropäisches Filmproduktionsland zu unterstreichen, wird das Cottbuser Filmfestival in diesem Jahr erstmals einen russischen Filmabend veranstalten. Im kommenden Jahr, so Rust, könne daraus unter Umständen sogar ein ganzer Festivaltag werden.Neben nationalen Kassenschlagern und einem Kinder- und Jugendprogramm bietet außerdem der 850-jährige Geburtstag der Mark Brandenburg in diesem Jahr Anlass zu einer filmischen Retrospektive. "Bleiben oder gehen" ist das Thema, das DEFA-Archivschätze ebenso zeigt wie eine Reihe jüngerer Produktionen, darunter den diesjährige Berlinale-Beitrag "Jagdhunde" von Ann-Kristin Reyels.ENDEMelanie LongerichNachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0


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