Russland

Heißer Kampf auf der russischen MAKS

Auf der Luftfahrt- und Weltraummesse präsentiert sich Russland als Weltmacht.Moskau (n-ost) - "Russland will die Weltmarktführerschaft bewahren", erklärt der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Eröffnungsrede der MAKS. Doch er fügt dem Säbelrasseln, das Russland mit seinen Langstreckenbomber vergangene Woche begonnen hat, noch eine weitere Spitze hinzu: "Wir wollen vor allem auf dem zivilen Flugzeugmarkt aktiver werden".Der russische Flugzeughersteller Suchoj hat der Welt bereits den Kampf angesagt. Doch nicht mit Militärjets und Langstreckenbomber, sondern mit 95 extrabreiten Ledersitzen, neuer Komfortausstattung und mehr Beinfreiheit als je ein russisches Flugzeug hatte. Suchoj präsentiert auf der Luft- und Raumfahrtausstellung den Superjet 100 und zeigt in seiner riesigen Ausstellerhalle nicht nur Modelle, sondern lässt auf Orginal-Sesseln auch schon Probesitzen.


Kampfjet
Simone SchlindweinDie Konkurrenten von Suchoj bei den Regionalfliegern, der brasilianische Flugzeugbauer Embraer und der kanadische Bormardier, stellen in der Halle nebenan nicht einmal auf einem Viertel der Fläche ihre Angebote aus. Dafür gehen die Kommentare über den Superauftritt des Superjets unter die Gürtellinie. "Die fliegen nicht einmal, die Russen, und klopfen schon große Sprüche", reagiert Marc Duschesne, PR-Manager von Bombardier, augenzwinkernd. "Wir haben schon 1400 Flugzeuge oben und verkaufen sogar an russische Fluglinien wie Tatarstan Airlines. Die müssen uns erst einmal einholen, wenn sie in der Luft sind."Die Brasilianer am Stand bei Embraer, die erst vor sechs Wochen 30 Regionalflugzeuge an die Lufthansa verkauft haben, sind nur ein bisschen charmanter: "Lass sie doch kommen, die müssen sich ja erst einmal beweisen. Wir haben schon 650 verkauft, das machen die uns so schnell nicht nach", sagt Richard Lurgis von Embraer. Das Argument des Generaldirektors der Zivilflugzeugbranche von Suchoj, Viktor Subbotin, dass die russischen Jets billiger seien, fängt er mit einem gezielten Schuss ab: "Würden Sie in ein billiges Flugzeug steigen?"Nicht nur unter den Flugzeugbauern geht es heiß her. Bei mehr als 40 Grad in den nicht klimatisierten Hallen ist die Stimmung bei den ausländischen Ausstellern gegenüber den Russen eher kühl, manchmal sogar herablassend. "Das sieht eher aus wie billige Jahrmarktattraktionen, was die Russen da draußen auffahren", lässt sich ein Vertreter eines prominenten europäischen Ausstellers aus, der nicht genannt werden will. Er beschwert sich genervt über die chaotische Organisation und die unkoordinierten und ineffizienten Sicherheitsbestimmungen. "Nicht einmal Klimaanlagen haben die Russen in ihrem Standard, da kann man doch keine Verträge abschließen", regt er sich auf. Der Vergleich mit der französischen Luft- und Raumfahrtmesse in Le Bourget, der in Moskau so gerne aufgestellt wird, sei einfach grotesk. Hier zeigt sich, dass Russland bei der Feinabstimmung und vor allem beim Service noch einiges ändern muss, um in dieser Branche die Führung in der Welt zu übernehmen.Die Zahlen sprechen jedenfalls für Putins Ankündigung, wieder unter den Großen mitspielen zu wollen: Die Zahl der Aussteller auf der MAKS hat sich in diesem Jahr verdoppelt, 800 Unternehmen aus 39 Länder sind vertreten, darunter 30 deutsche Firmen. Zwischen schwarz-rot-goldenen Bannern mit der Aufschrift "Made in Germany" reihen sich Firmen wie Liebherr, der Satellitenhersteller OHB-System, Lufthansa, Siemens oder Senheiser. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ist dabei.Prominent vertreten sind ebenso die Raketenhersteller aus China und Indien, wobei sich die Chinesen als zukünftige Raumfahrt-Nation präsentieren, während die Inder ihre militärischen Raketenhersteller vorführen. Sie alle schweißt jedoch eins buchstäblich zusammen, egal wie stark die Konkurrenz verbal ausgefochten wird: die gewaltige Hitze, die sich auf dem Flughafengelände in Schuchowskij südöstlich von Moskau staut, während die russischen Kampfjets im Tiefflug vorbei donnern.ENDE----------------------------------------------------------------------------------
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