Zwiebeltechnik gegen Schnee und Eis
Omsk (n-ost) - Das Thermometer zeigt minus 25 Grad. Gerade hat sich die Sonne durch den grauen Hochnebel bekämpft und der Startschuss fällt. Traditionell am 7. Januar, dem russisch-orthodoxen Weihnachtsfest, findet in der westsibirischen Stadt Omsk der so genannte Eismarathon statt. Bereits zum 15. Mal. Tausend Teilnehmer vor allem aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion rennen 21 Kilometer durch die eisige Kälte. Auch fünf Gäste aus Deutschland wagten sich nach Sibirien, um zu laufen. Oliver Krott aus Aachen ist einer von ihnen. „Ich wollte etwas Verrücktes machen und bei extremen Temperatur einen Halbmarathon in Sibirien laufen“, sagt der 43-Jährige.
Kurz vor den Lauf hatte er aber so sein Zweifel: War die Vorbereitung ausreichend? Ist die Kleidung warm genug und stimmen die Schuhe?
„Ich habe mich dann für die Zwiebeltechnik entschieden. Einfach viele Sachen übereinander anziehen. Ausziehen kann man sich immer noch“, erklärt der Sibirienneuling. Von der Strecke durch die Altstadt von Omsk war Krott begeistert. „Auch die Gastfreundschaft ist unglaublich“, ergänzt Krotts Sportsfreund, Andreas Orthmann. Gemeinsam erreichten sie das Ziel und beschlossen spontan im nächsten Winter wieder am Eismarathon teilzunehmen.
Aber nicht nur das Sportliche stand in Zentrum der Reise. „Zusammen mit der Caritas in Omsk werden wir ein paar Obdachlose am Bahnhof betreuen und mit warmen Essen bei diesen grimmigen Temperaturen versorgen“, berichtet Krott. Land und Leute in Russland seien ihm nicht fremd. Krotts Frau und seine Schwiegereltern sind Russlanddeutsche. So habe er eine emotionale Nähe zum Land. Doch Sibirien sei etwas Besonderes, vor allem ein Halbmarathon bei minus 25 Grad und strahlend blauem Himmel. „Einfach fantastisch.“
ENDE
Wilhelm Siemers