Sieben Deutsche sterben bei Busunglücken in Russland
NOWOSIBIRSK (n-ost) - Bei zwei Busunglücken in Russland sind am Donnerstag mindestens elf Menschen ums Leben gekommen, darunter sieben deutsche Touristen. Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministeriums war ein Bus von Moskau aus nach Nowosibirsk Richtung Sibirien unterwegs, als er gegen 5 Uhr morgens etwa auf halber Strecke mit voller Wucht mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammenstieß. Der Fahrer des Volvo-Lastwagens, der Baumaterial transportierte, sei vermutlich am Steuer eingeschlafen. Außerdem sei es sehr neblig gewesen. Bei dem Unfall kamen beide Fahrer ums Leben, außerdem acht Busreisende, darunter sechs deutsche Staatsbürger. Wie ein Sprecher des russischen Katastrophenschutzministeriums dieser Zeitung mitteilte, waren an Bord des Busses 39 Insassen, darunter 28 deutsche Staatsbürger, die ihre Verwandten in der sibirischen Stadt Omsk besuchen wollten. 23 Passagiere mussten in das Bezirkskrankenhaus von Jurgamysch eingeliefert werden, drei Schwerverletzte wurden in das medizinische Zentrum der Stadt Kurgan gebracht und operiert. Unter anderem waren offene Brüche im Becken- und Beinbereich zu versorgen. Der deutsche Generalkonsul in Jekaterinburg traf noch am Donnerstag an der Unglücksstelle ein, und organisierte die Betreuung der Verletzten.
Ebenfalls am Donnerstag gegen 9 Uhr Ortszeit verunglückte in der Nähe von St. Petersburg ein Bus mit Touristen aus Düsseldorf. Der Bus war auf dem Weg zum Zarenschloss in Detskoe Selo, wo sich das weltberühmte Bernsteinzimmer befindet. Nach Angaben des Internet-Portals russland.ru kam dabei eine 69-Jährige Deutsche ums Leben. Der Organisator der Reise, die Viking Flusskreuzfahrten, bestätigte den Unfall. 17 deutsche und zwei niederländische Reisende seien leicht verletzt in Krankenhäuser eingeliefert worden. Über die Unglücksursache ist noch nichts bekannt.
Während auf zwei bis drei Westeuropäer ein Auto kommt, hat nur jeder achte Russe ein Auto. Dennoch erreicht die Zahl der Verkehrstoten Rekordwerte. Im vergangenen Jahr kamen nach offiziellen Zahlen mehr als 30.000 Menschen ums Leben.
Eine Ursache ist der veraltete Fahrzeugpark – Bremskraftverstärker, Airbags und ABS sind keinesfalls Standart. Sicherheitsgurte gelten für russische Fahrer als Zeichen von Schwäche und werden, wenn überhaupt, nur in Sichtweite der Polizei genutzt.
Überlandbusse sind eine positive Ausnahme. Sie sind selten Unfallverursacher, denn meist werden modernere Fahrzeuge eingesetzt, vor allem im internationalen Verkehr. Bei langen Fahrten ist ein zweiter Fahrer an Bord, der sich in einer separaten Kabine ausruhen kann. Es gibt ausreichend Pausen.
Für Busfahrgäste lauert die Gefahr eher in den Straßen. In den flachen Landschaften im europäischen Landesteil und in Westsibirien verlaufen sie manchmal auf zehn oder 20 Kilometer schnurgerade und ohne jeden Hügel. Die Gefahr des Einschlafens ist daher bei den oft übermüdeten LKW-Fahrern größer, als etwa im dichtbesiedelten Deutschland.
Ferner birgt die geringe Mobilisierung eine Gefahr. Da auf den langen Strecken zwischen den weit entfernten Städten wenig Verkehr ist, wird auch bei Nebel oder an unübersichtlichen Stellen schnell und unvorsichtig gefahren.
Ein russisches Sprichwort lautet: „Russlands hat zwei Probleme: duraki i dorogi (Idioten und Straßen)“.
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Norbert Schott