Der polnische Politiker und Publizist Stanisław Stomma starb gestern im Alter von 97 Jahren in Warschau
Er war der letzte noch lebende unter den frühen Verfechtern eines liberalen Katholizismus in Polen, und er war ein Nestor der deutsch-polnischen Verständigung. Der Publizist, Politiker und Jurist Stanisław Stomma starb gestern im Alter von 97 Jahren in Warschau. Stomma, geboren 1908 in der Nähe von Wilna, kämpfte während des Zweiten Weltkriegs im polnischen Untergrund. Nach 1945 setzte er sich als Vorsitzender der Vereinigung "Znak" ("Das Zeichen") und als ständiger Mitarbeiter der Krakauer Wochenzeitung "Tygodnik Powszechny" ("Allgemeines Wochenblatte") kritisch mit dem kommunistischen Regime auseinander. Zugleich kritisierte er Nationalismus und Engstirnigkeit - auch unter Katholiken. Das Verhältnis zwischen dem Reformer Stomma, dem eine offene Kirche als Ideal vorschwebte, und dem konservativen Primas der polnischen Bischöfe, Kardinal Stefan Wyszyński, blieb daher nicht ohne Spannungen. Stanislaw Stomma war von 1957 bis 1976 als unabhängiger Abgeordneter der katholischen "Znak"-Gruppe im kommunistischen Sejm tätig. 1968 protestierte er als einer von wenigen öffentlich gegen eine antijüdische Kampagne der polnischen Parteiführung unter Wladysław Gomułka.1969 wurde er als erster polnischer Politiker von einem deutschen Bundespräsidenten offiziell empfangen und später für seine Verdienste um das deutsch-polnische Verhältnis vielfach ausgezeichnet - darunter mit dem Großen Bundesverdienstkreuz.
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