Deutschland

Ein Katalysator zwischen Deutschland und Polen


Darmstadt (n-ost) - Das Deutsche Polen-Institut (DPI) in Darmstadt feiert in diesem Monat sein 25-jähriges Bestehen. Welchen Stellenwert diese Einrichtung hat, die sich um die Vermittlung polnischer Kultur in Deutschland bemüht, zeigt ein Blick auf die Gästeliste im Rahmen der Feierlichkeiten. Bundespräsident Horst Köhler ist auf ihr ebenso zu finden, wie Polens Staatspräsident Aleksander Kwasniewski. Natürlich dürfen auch die beiden Beauftragten für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Gesine Schwan und Irena Lipowicz, nicht fehlen.

Das DPI wurde auf Initiative des bedeutendsten Übersetzers polnischer Lyrik Karl Dedecius 1980 gegründete und wird heute von seinem Nachfolger Dieter Bingen geleitet. Hauptförderer sind die Robert Bosch Stiftung, die Stadt Darmstadt und die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz sowie die Kultusministerkonferenz der Länder. Laut Satzung geht es um die "Vertiefung der gegenseitigen Kenntnisse des Kultur- und Geisteslebens von Polen und Deutschen".

Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Literaturvermittlung. Dies war besonders in Zeiten wichtig, in denen die polnischen Schriftsteller vom westlichen Literaturbetrieb abgeschottet waren. Das DPI hat vielen von ihnen den Austausch mit dem Publikum und mit Intellektuellen jenseits des Eisernen Vorhangs ermöglicht. Nicht selten wurden deswegen Karl Dedecius und seine Mitarbeiter vom kommunistischen Polen der "reaktionären politischen Tätigkeit" bezichtigt.

Die Zeiten haben sich längst geändert, die Volksrepublik Polen ist Geschichte, das Deutsche Polen-Institut aber besteht weiterhin. Demnächst steht der Umzug in ein neues, größeres Domizil an, das die Stadt Darmstadt dem Institut in Aussicht gestellt hat. Die beiden bisher genutzten Jugendstillhäuser auf der berühmten Mathildenhöhe sind dem Institut dank stetig wachsender Aufgaben längst zu klein geworden.

Jährlich wird der Karl-Dedecius-Preis an herausragende deutsch-polnische Übersetzer verliehen. Das Institut veranstaltet Foren, ediert Bücher, unterhält eine Bibliothek und verschiedene Archive. Mittlerweile gehören zwölf Mitarbeiter zum Institutsstamm. Die Arbeit des DPI mit den Schwerpunkten Kultur und Literatur hat sich unter Dieter Bingen um die Bereiche Politik, Sozialpolitik und Wirtschaft erweitert. Bingen, der seit 1999 Direktor des DPI ist, will verstärkt auch Menschen ansprechen, "die bisher am deutsch-polnischen Kulturdialog nicht beteiligt waren". Das Institut verstehe sich als Forschungs-, Analyse-, Informations- und Veranstaltungszentrum. Die Bedeutung des DPI sei mit der Öffnung der Grenzen und dem Eintritt Polens in die EU noch gewachsen. Die immer wieder aufkommender Unstimmigkeiten und Missverständnisse im deutsch-polnischen Verhältnis, die oft aus purem Unwissen über das Nachbarland entstünden, gelte es zu überwinden.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hat es in seiner Rede zum Institutsjubiläum am 22. Juni auf den Punkt gebracht: "Wir erleben auch in der aktuellen Politik, dass Ressentiments, Sorgen und Schwierigkeiten schnell wieder aufkommen können, härtere Töne haben. Und wir erleben häufig noch, dass wir es gar nicht genau bemerken, was in den Gefühlen unserer Nachbarn gerade vorgeht." Dem DPI kommt, laut Koch, zwischen Deutschland und Polen die Rolle eines "Katalysators" zu. Es sei eine unersetzliche Informationsquelle, aus der alle schöpfen könnten und sollten.

Kontakt: www.deutsches-polen-institut.de


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