Schweiz lockt russische Touristen
Moskau (n-ost) Er übernachtet in der Regel im Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel, liebt Shopping, Skifahren und Wellness-Touren und lässt sich seinen Urlaub durchschnittlich 350 Franken pro Tag kosten: So beschreibt Maria Makarowa den typisch russischen Touristen, der sich in der Schweiz erholt. Die Marketing-Managerin des „Switzerland Tourism“ in Moskau, der die Schweiz als Urlaubsziel offiziell vermarktet, schätzt die Zahl der Übernachtungen im Vorjahr auf etwa 250 000 Gäste aus Russland. Das Land der Eidgenossen ist auf dem Vormarsch: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der russischen Touristen um zehn Prozent gestiegen.
Während die Russen landesweit erst den zehnten Platz unter allen Touristen einnehmen, gibt es einige Orte, in denen die ostslawische Sprache fast in jeder Hotelbar zu hören ist – wie etwa in St. Moritz, wo die Russen Maria Makarowa zufolge den dritten Platz einnehmen. Böse Zungen behaupten, dass St. Moritz seinen mondänen Flair erst wieder mit der massiven Ankunft der verschwendungsfreudigen neureichen Russen wiedererlangt hat.
Doch auch andere Destinationen stehen hoch im Kurs: Genf ist die beliebteste Stadt, gefolgt von Zürich. Dort frönen die Urlauber vor allem einem Sport: „Shopping, die Russen lieben Shopping“, sagt Maria Makarowa. Angesagt sind jedoch auch Vale, Zermatt, Saas-Fee, Verbier und der Kanton Graubünden, in dem sich die Skiorte St. Moritz und Davos befinden. Im Sommer ist der italienischsprachige Kanton Ticino fest in ostslawischer Hand. Im Durchschnitt verweilt der russische Tourist vier Tage an einem Ort, bevor er weiterzieht und Helvetia nach etwa 14 Tagen wieder den Rücken kehrt. Drei von vier Touristen aus dem größten Land der Erde buchen dabei über ein Reisebüro.
Die Schweizer Marketingzentrale hat auf den großen Andrang russischer Touristen entsprechend reagiert und sich auf der diesjährigen größten Touristikmesse Russlands „Mitt“ (Moscow International Touristic Trade) entsprechend vermarktet: Auf einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern präsentierten sich Vertreter von Hotels, Kliniken, Städten, Regionen oder Flughäfen. Mehr als 110 Partner aus der Schweiz sind zum fünftgrößten Touristik-Event weltweit nach Moskau angereist.
Spitzenreiter unter den Reisezielen bleiben jedoch die Türkei und Ägypten, die russische Gäste mit agressiven Dumping-Preisen ins Land locken. Das türkische Touristikministerium hat sich ein klares Ziel gesteckt: In Kürze sollen zwei Millionen russische Touristen in die Türkei reisen – derzeit entscheidet sich gut die Hälfte für das Land am Bosporus. Wie die Türkei war auch Ägypten mit großflächigen Ständen auf der „Mitt“ vertreten.
Doch nicht jeden Reisenden zieht es in die Ferne: Im Vorjahr blieben viele Gäste zu Hause, die Hälfte aller Russen verbrachte einer Umfrage der Russischen Tourismusagentur (Rata) zufolge den Urlaub auf „Balkonien“. Die Branche boomt: Jeder 13. Arbeitsplatz im größten Land der Erde ist mittlerweile mit dem Tourismus verbunden – das sind mehr als fünf Millionen Stellen landesweit.
Die MITT in Zahlen
Die „Mitt“ ist die bedeutendste Touristikfachmesse Russlands und rangiert von ihrer Bedeutung für die Branche an fünfter Stelle weltweit. In diesem Jahr wurde sie bereits zum zwölften Mal im Moskauer „ExpozentrKrasnaja Presnja“ ausgetragen. Mehr als 2 500 Anbieter aus mehr als 110 Ländern und Regionen nahmen teil. Die Gesamtausstellungsfläche betrug 27 000 Quadratmeter und war damit um 9 000 Quadratmeter geringer als im Vorjahr. Russland nahm 40 Prozent der Gesamtfläche ein. Mehr als 120 000 Besucher, darunter 90 000 aus der Tourismusbranche haben die viertägige Exposition aufgesucht.
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Veronika Wengert