Sonnenanbeter in Rot und Blau
St. Petersburg (n-ost). Ein verliebtes Pärchen lehnt sich über eine Brüstung am Ufer der Newa. Auf dem Newski-Prospekt, der Flaniermeile im Herzen St. Petersburgs, betteln Hunde mit einem Körbchen im Maul um Futter. Jetzt, im Sommer, tauchen die Weißen Nächte die Paläste der russischen Kulturhauptstadt in ein diffuses Licht. Diese Motive St. Petersburgs haben die Hallesche Journalistin Ulrike Fischer und der Künstler Marcus-Andreas Mohr zum Gegenstand ihrer Arbeit und der Ausstellung „Petersburger Ansichten zwischen Kunst und Journalismus“ gemacht. Seit letzter Woche sind ihre Fotografien und seine Bilder in St. Petersburg im Goethe-Institut, dem deutschen Kulturzentrum an der Newa, ausgestellt
Mit leuchtenden Acrylfarben hat Marcus-Andreas Mohr Begegnungen und Momente in St. Petersburg auf Leinwand festgehalten. Der Diplom-Designer aus Halle gestaltet seine Werke mit klaren Flächen und kräftigen Kontrasten. Als Vorlagen dienen ihm dabei Fotografien von Ulrike Fischer. Zwei Jahre hat die gebürtige Hallenserin als Chefredakteurin der deutschsprachigen „St. Petersburgischen Zeitung“ in der Newa-Metropole gearbeitet und dort spannende Details fotografiert. In dieser Zeit konnte sie sich ein umfangreiches Bildarchiv aufbauen.
Auf ihren Fotos lebt die Stadt am Finnischen Meerbusen auf ihre Weise: „Sonnenanbeter“ nennt Ulrike Fischer das Foto eines Petersburgers, der an einer Säule des Stroganoff-Palastes lehnt und mit geschlossenen Augen die warmen Strahlen genießt. Marcus-Andreas Mohr machte daraus ein Werk mit großen Flächen aus kräftigem Rot und Blau. „Mich hat Russland schon immer begeistert. Die Stadt an der Newa, ihre Menschen und ihre Architektur, besitzen eine spezielle Anziehungskraft“, erzählt der Absolvent der Hochschule für Design auf Burg Giebichenstein.
„Ich habe Mohrs Arbeiten auf einer Ausstellung in Leipzig gesehen. Sie haben mich an den Stil Andy Warhols erinnert“, so die 31-Jährige. „Im Pop-Art-Stil schien sich die melancholische Seite St. Petersburgs und das Streben dieser Fünf-Millionen-Stadt nach Europa perfekt zu vereinen.“ Die Idee war geboren und die beiden Hallenser trafen sich, um geeignete Fotografien auszusuchen.
Am Computer verfremdet Marcus-Andreas Mohr die Bilder, reduziert sie auf Licht und Schatten und verstärkt die Farbkontraste. Danach überträgt er die Vorlage Strich für Strich mit dem Pinsel auf Leinwand. „Mit dieser Technik verbinde ich meine künstlerischen Leidenschaften“, erzählt der freischaffende Gestalter. „Fotografie, Malerei und Computergrafik begeistern mich seit Jahren.“
Die Ausstellung der beiden Saalestädter soll in den nächsten Wochen die Petersburger in das neue Informationszentrum des Goethe-Instituts locken.
Parallel dazu haben Fotografin und Künstler in einem einwöchigen Workshop junge Journalisten an der Petersburger Universität im Fotografieren ausgebildet. „Oft gibt es in den russischen Redaktionen nicht genügend Fotografen und so müssen die Schreiberlinge auch fotografieren können. Das führt oft zu verheerenden Ergebnissen“, erzählt Ulrike Fischer. Die Ergebnisse dieses Workshops stellten die Nachwuchs-Fotografen in der Petersburger Majakowski-Bibliothek, direkt am Newski-Prospekt, aus.
@ Marcus-Andreas Mohr im Web: www.mam-art.de