Griechenland

Flüchtlinge sitzen in Griechenland fest

„Wir müssen weiter. Wir fliehen vor dem Krieg, wir haben Familienmitglieder während unserer Flucht verloren. Wir können nicht einfach aufgeben”, sagt A., ein junger Mann aus Afghanistan. Der steht auf dem Viktoria-Platz in Athen. Seitdem Mazedonien am vergangenen Sonntag beschlossen hat, keine afghanischen Flüchtlinge mehr ins Land zu lassen, sitzt er mit seiner Familie in Griechenland fest – wie Tausende andere Schutzsuchende.

Der Viktoria-Platz ist schon seit Jahren ein Treffpunkt von Flüchtlingen. Sie tauschen dort Informationen aus und planen ihre Weiterreise. Jetzt ist die Stimmung angespannt. Auf dem Boden liegen graue Decken und Pappkartons. Mehrere Flüchtlinge haben die beiden vergangenen Nächte mit ihren Kindern hier übernachtet. „Sie hoffen immer noch, dass sich die Grenzen öffnen. Doch nur wenige kommen durch. Die Grenzen sind quasi geschlossen“, sagt Maria Galinou von der Heilsarmee, die gemeinsam mit Dolmetschern Infoblätter an die Flüchtlinge auf dem Platz verteilt.

Darauf steht unter anderem, wo sich die Suppenküchen in Athen befinden, und auch wo die Flüchtlinge ärztliche oder juristische Hilfe bekommen können. „Es ist wichtig, die Flüchtlinge über die aktuelle Lage und ihre Rechte zu informieren. Wir versuchen, ein Gegengewicht zu bilden für die Schlepper, die hier täglich neue Kunden suchen”, so Galinou.


4.000 Euro für den Weg nach Europa

Das Geschäft blüht gerade in der Athener Innenstadt. 4.000 Euro verlangen gerade die Schlepper, um die Flüchtlinge von Athen über die Grenze zu bringen, zum Beispiel durch Albaniens Berge oder mit Schiffen von Westgriechenland nach Italien. Vor ein paar Tagen, als die Grenzen für die Afghanen noch offen waren, lag der Preis bei 2. 000 bis 2.500 Euro. Man fürchtet, dass immer mehr Flüchtlinge auf illegalen Wegen versuchen werden, nach Mitteleuropa zu gelangen.

Laut Schätzungen sitzen gerade mehr als 20.000 Schutzsuchende an mehreren Orten in Griechenland fest. Manche übernachten unter freiem Himmel entlang der Autobahnen oder versuchen, hunderte Kilometer zu laufen, um die Grenze zu erreichen. Helfer und Menschenrechtorganisationen sind alarmiert. „Wenn die Grenze zu Mazedonien für Afghanen nicht bald geöffnet wird, dann wird binnen acht Tagen die Aufnahmefähigkeit Griechenlands erschöpft sein“, warnte am Dienstag die Sprecherin von „Ärzte ohne Grenzen“.

Derzeit gibt es in ganz Griechenland 13.000 Plätze für Flüchtlinge, sagte am Dienstag Verteidigungsminister Panos Kammenos. Am Donnerstag waren schon alle diese Plätze belegt. Die Regierung überlegt, in alten Kasernen weitere Aufnahmemöglichkeiten zu schaffen. Laut Schätzungen kommen durchschnittlich 2.000 Flüchtlinge täglich nach der gefährlichen Überfahrt durch die Ägäis an, nur wenige schaffen es über die Grenze. Am Mittwoch waren es gerade 250. Allein seit Anfang des Jahres sind mehr als 100.000 Schutzsuchende in Griechenland gelandet.

Auf dem Viktoria-Platz versucht Maria Galinou ärztliche Hilfe für ein Mädchen aus Afghanistan zu finden, das bei der Überfahrt durch die Ägäis eine Lungenentzündung bekommen hat. „Der Fluss wird nicht stoppen. Egal wie viele Steine man auf den Weg liegt, die Menschen werden gefährlichere Wege suchen müssen, um an einen sicheren Ort zu kommen”, sagt sie über die Verschärfung der Grenzkontrollen.


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