Moldawien

Bionüsse für Deutschland

Gurken, Salate und Heilkräuter sprießen in der hügeligen Landschaft der Republik Moldau – ohne chemischen Dünger, dafür aber mit Gottes Segen: 20 Mönche im Kloster „Die Geburt des Herrn“ in Zabriceni im Norden des Landes produzieren Lebensmittel in Bioqualität.

Sie sind nicht die Einzigen in dem kleinen Land zwischen Rumänien und der Ukraine. Bereits zwei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden nach biologischen Grundsätzen bewirtschaftet, und es sollen noch mehr werden. „Wir müssen den Sprung in die Biolandwirtschaft schaffen“, sagte bereits vor einem Jahr die damalige Umweltministerin Valentina Tapis. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Anteil der Bioäcker sechs Prozent.


Ein Zehntel der Exporte ist schon Bio

Die meisten moldauischen Ökoprodukte werden ins Ausland verkauft. Bereits jetzt tragen zehn Prozent der Lebensmittelausfuhren das Biozertifikat. In der EU besonders beliebt sind Walnüsse, Sonnenblumenöl und getrocknete Früchte. Nun soll noch mehr in den Westen exportiert werden, denn der traditionelle Exportmarkt Russland ist derzeit versperrt. 

Als die Republik Moldau 2014 ein Annäherungsabkommen mit der EU unterzeichnete, antwortete Moskau mit einem Einfuhrverbot. Der Boykott trifft besonders die Obstbauern, die bislang 90 Prozent ihrer Ernte nach Osten ausführten. Moskau übt schön länger mit Handelssperren Druck auf die ehemalige Sowjetrepublik Moldau aus: Bereits 2005 waren moldauische Lebensmittel für den russischen Markt verboten, 2006 gab es vorübergehend einen Importbann für moldauischen Wein, der 2013 erneuert wurde.

Langfristig soll der westeuropäische Markt für Bioprodukte den launischen Abnehmer Russland ersetzen. Bis 2020 sollen 15 Prozent der Lebensmittel nach ökologischen Standards produziert werden, schreibt der nationale Entwicklungsplan vor. Zwei Zertifizierungsstellen arbeiten bereits im Land. Gelder für Biobauern, derzeit weniger als ein Prozent der Agrarsubventionen, sollen erhöht und die Landwirte geschult werden. Um das ambitionierte Ziel erreichen zu können, müsste aber vorrangig in Infrastruktur für die Weiterverarbeitung der Produkte investiert werden. Und nicht zuletzt gelten viele Böden in Moldau noch als pestizidverseucht – eine Altlast aus Sowjetzeiten.


Altes Wissen

Ein Beispiel können sich die Bauern an den Nusserzeugern nehmen, die ihre Waren längst im großen Stil in die EU verschicken. „Ich produziere nur für den Export nach Westen“, sagt der Walnussbauer Ion Cuhal. Rund 300 Tonnen Walnüsse – ganz, halbiert, gemahlen – exportiert sein Unternehmen jährlich allein nach Deutschland, 30 Prozent davon in Bioqualität. Das russische Embargo trifft ihn nicht.

„Seit der Krise können sich viele Landwirte Kunstdünger und Pestizide ohnehin nicht mehr leisten“, sagt der Agrarexperte Constantin Mihailescu – da sei der Weg zum Biohof nicht mehr weit. Zudem könnten sie auf altes Wissen zurückgreifen: Bis zum Zusammenbruch der UdSSR forschten in Moldau sowjetische Agraringenieure zu biologischem Pflanzenschutz.

Die Mönche in Zabriceni wollen Vorreiter sein: Sie haben den ersten Onlinehandel für Bioprodukte in der Republik Moldau eröffnet. Und erst im Februar wurde ihre Biogasanlage eingeweiht.

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Quellen:

Gespräche mit Ion Cuhal und Constantin Mihailescu

UNEP-Report

Medienberichte


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