15. goEast Filmfestival: Filmen in Kriegszeiten
ostpol: Inwieweit beeinflusst der aktuelle politische Konflikt zwischen der Ukraine und Russland die Planung und das Programm von goEast?
Gaby Babic: Der Krieg in der Ukraine und der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland haben einen starken Einfluss auf unser Programm. Wie im vergangenen Jahr haben wir wieder ein Ukraine-Russland-Panel angesetzt, zu welchem wir Medien- und Kulturschaffende aus Deutschland, der Ukraine und Russland einladen. Und natürlich spiegelt sich die politische Lage auch in den Filmen wieder, die wir im Festivalprogramm zeigen. In unserer Sektion „Beyond Belonging“ versammelt sich unter dem Titel „Filmen gegen Krieg: Von Trauma und Aussöhnung“ eine Reihe von Filmen, die sich mit Kriegen in Osteuropa nach 1989 befassen. Wir wollen thematisieren, wie kriegerische Gewalterfahrung im fiktionalen und dokumentarischen Film verarbeitet und reflektiert wird.
Um welche Filme handelt es sich?
Babic: Medien und eben auch Filme haben oft, das hat uns die Geschichte gelehrt, einen großen Einfluss auf Feindbilder und Klischees und werden gerne als Propagandamittel eingesetzt. Uns geht es aber genau um solche Filme, die dem entgegenwirken. Um Filme, die sich differenziert und kritisch mit ihrem Gegenstand beschäftigen und in diesem Sinne auch eine Form von Friedensarbeit sind.
Gerade dieses Kriegsthema ist ja eher schwere Kost. Wie schafft goEast einen Kontrast und filmische Vielfalt?
Babic: Die beschriebene Sektion Beyond Belonging ist eine von sieben Sektionen bei goEast und keineswegs alles bestimmend! Das Herzstück unseres Festivals, auch in punkto Publikumszuspruch, ist seit jeher der Wettbewerb für Spiel- und Dokumentarfilm. Er steht mit seinen zehn Spielfilmen und sechs Dokumentarfilmen für das aktuelle Autorenkino aus Mittel- und Osteuropa, für seine beeindruckende Vielfalt, die das Negativ-Image tristen und düsteren Kinos aus dem Osten widerlegt. Wettbewerbsbeiträge können auch mal kurzweilig und humorvoll sein. Natürlich sind darunter ebenso Filme, die sich mit Kriegsthemen beschäftigen. Es sind eben auch Themen, die Filmschaffende umtreiben. Aber wir achten in der Gesamtauswahl der Filme darauf, ein genreübergreifendes Programm zusammenzustellen, wo für jeden und jede was dabei ist. Also eben nicht nur Düsteres, auch Komödien und leichte Filme finden ihren Platz.
Auf was können sich die Festivalbesucher des goEast dieses Jahr noch freuen?
Babic: In diesem Jahr widmen wir uns zwei großartigen Freigeistern des europäischen Kinos. Zum einen dem Tauwetter-Regisseur Marlen Khutsiev in einer deutschlandweit ersten Hommage an ihn und im goEast Symposium dem legendären deutschen Filmproduzenten Artur Brauner.
Am Festivaldonnerstag, den 23. April, präsentieren wir die Beiträge unseres Open Frame – Wettbewerbs für Experimentalfilm und Videokunst, der auch Teil des oben erwähnten Labs ist. Der Wettbewerb besteht aus Filmen, die im Caligari gezeigt werden und aus einer Ausstellung im Museum Wiesbaden, dessen ehrwürdige Räume uns beherbergen werden. Also etwas für die Liebhaber der zeitgenössischen Kunst unter den goEast-Besucherinnen und Besuchern.
Und natürlich haben wir wieder ein umfassendes Rahmenprogramm aus Lesungen, Gesprächen, Partys und einer Fotoausstellung.
Hinweis: Dies ist ein Standard-Interview des goEast Filmfestivals.
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