Memelland
Von Sowjetsk (Tilsit) stromaufwärts über Kaunas nach Belarus: Das russische Sowjetsk trotzt den jüngsten Rückbenennungsbestrebungen und rühmt sich gleichzeitig seiner gut erhaltenen deutschen Bausubstanz; Kaunas, „die litauischste der litauischen Städte“, behauptet sich als Kulturzentrum jenen Landes, dessen Hauptstadt es lange war; die Dörfer an der Grenze in Belarus, ehemals ostpolnisch, nun west-belarussisch, definieren sich durch Ihre jahrhundertelange bäuerlichen Tradition.
Diese drei durch die Memel verbundenen Orte stehen exemplarisch für drei Staaten, die seit 25 Jahren auseinanderdriften. Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine könnten diesen Prozess noch verstärken: Der Wunsch osteuropäischer EU-Länder nach einer noch stärkeren Abgrenzung zu Russland wird immer lauter. Was bedeutet das für die Region?
Auf der Suche nach Antworten verlässt Fotograf Vitus Saloshanka unterwegs immer wieder den Strom, um sein Augenmerk verstärkt auf die Landstriche etwas abseits der Hauptroute, auf beiden Seiten der EU-Außengrenze zu richten. Diese Bildstrecke ist der Beginn eines großen Buchprojektes. Für das nächste Jahr plant Vitus Saloshanka mehrere Reisen entlang der Memel, um die durch die Geschichte geprägte Gegenwart dieser Region weiter zu erforschen.