Russland

Russland gegen McDonald’s

Es war eine neue russische Revolution, im Januar 1990: Während die Sowjetunion langsam unterging, eröffnete McDonald’s am Moskauer Puschkinplatz seine erste russische Filiale. Stundenlang warteten die Menschen in der Kälte auf ihren ersten Hamburger. Fastfood war damals mehr als fettiges Fleisch und Fritten. Es war Symbol für einen Systemwandel.

Heute, knapp ein Vierteljahrhundert später, zeichnet sich offenbar eine neue Zeitenwende ab. McDonald’s, Inbegriff amerikanischer Wirtschaftsmacht, könnte ein Opfer der jüngsten Spannungen zwischen Russland und dem Westen werden.


Betroffen ist auch der erste McDonald‘s Russlands, eröffnet 1990

Am Mittwoch ließ die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor nach Informationen russischer Nachrichtenagenturen drei Moskauer Filialen der Fastfood-Kette vorübergehend schließen. Die Verbraucherschützer sind berüchtigt dafür, die Politik des Kreml zu unterstützen: In der Vergangenheit verboten sie Einfuhren von georgischem Wein, ukrainischem Käse oder polnischen Äpfeln. Im Fall von McDonald’s kritisierten sie in den insgesamt vier Moskauer Filialen Verstöße gegen Sanitärvorschriften.

Betroffen ist auch die berühmte Filiale am Puschkin-Platz, eins der meistbesuchten McDonald’s-Restaurants weltweit. Am Donnerstag begannen die Verbraucherschützer mit Kontrollen in weiteren Regionen des Landes.

Im Visier der Behörde ist McDonald’s schon länger. Im Juli entdeckte Rospotrebnadsor in der nordrussischen Region Nowgorod Bakterien in Salaten und Sandwiches. Außerdem seien der Energie- und Nährwert diverser Produkte fehlerhaft angegeben worden. Die Verstöße zögen „die Qualität und die Sicherheit der Nahrungsprodukte im gesamten McDonald’s-Netz in Zweifel“, hieß es. Auch zuvor gab es Forderungen aus der Politik, die Fastfood-Kette zu schließen. Selbst Präsident Wladimir Putin forderte, regionale Gerichte sollten stärker mit McDonald’s konkurrieren.

Der Fastfood-Konzern teilte jetzt mit: „Die wichtigste Priorität ist es, qualitativ hochwertige und sichere Produkte bereitzustellen.“ Den Vorwürfen der Verbraucherschützer will das Unternehmen nachgehen und den Betrieb schnellstmöglich wieder aufnehmen. McDonald’s betreibt in Russland 435 Restaurants. Es ist nach Filialen die zweitgrößte Fastfood-Kette Russlands, hinter Subway. Russland ist für den Burger-Brater einer der wichtigsten Wachstumsmärkte weltweit. Erst vor wenigen Wochen hatte der Konzern die Eröffnung von 70 Filialen bis zum Jahresende angekündigt.


Noch vor zwei Jahren rief Moskau den Konzern zur Expansion auf

McDonald’s war bis vor kurzem selbst in der russischen Regierung wohl gelitten. Vizepremier Igor Schuwalow forderte vor zwei Jahren das Unternehmen auf, bis in den Fernen Osten zu expandieren – als Unterstützung für die abgelegene und strukturschwache Region. „Ich bin bereit, jedes mir zur Verfügung stehende Mittel einzusetzen, um McDonald’s von der Eröffnung einer Filiale in Wladiwostok zu überzeugen“, erklärte er damals.

Während der Krim-Krise schloss der US-Konzern seine drei Filialen auf der Halbinsel, offiziell aus „produktionstechnischen Gründen“. Die Schnellrestaurants übernimmt ein russischer Konkurrent: eine Firma namens Rusburger.


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