Auf Weltrekordkurs quer durch Russland
10.000 Kilometer in 24 Tagen, und das mit dem Fahrrad: Wolfgang Fasching hat sich für die kommenden Wochen ein strapaziöses Ziel gesetzt. Er will einmal quer durch Russland fahren, das größte Land der Erde, dessen riesige Ausmaße schon viele Sehnsüchte geweckt hat. Und Fasching hofft auf einen neuen Weltrekord.
Am Mittwoch (23. Juli) startet der Extremsportler aus Neukirchen in Oberösterreich in Wladiwostok, der Hafenstadt im äußersten Osten Russlands. Von dort will er, größtenteils entlang der Trasse der Transsibirischen Eisenbahn, den asiatischen und den europäischen Teil Russlands einmal durchqueren und am Ende St. Petersburg erreichen.
Bei Faschings Tempo wird wenig Zeit für das Land bleiben. Die Fahrt sei „kein Sightseeing, aber ich sehe natürlich das Rechts und Links von der Strecke“, sagte der 47-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Teilrepublik Tatarstan, die er laut Plan am 11. August durchfahren wird, plant eine Überraschung zu seinem Geburtstag.
Das Ziel: „Den Kontinent so rasch wie möglich durchqueren“
Mehr als 400 Kilometer will Fasching pro Tag schaffen. 80.000 Höhenmeter hat er auf der seiner Route zu überwinden, sieben Zeitzonen zu passieren. Als Pause sollen ihm drei bis vier Stunden Schlaf pro Nacht genügen. Fasching weiß: Es ist eine extreme Belastung, körperlich und geistig. Der Österreicher geht dabei an seine Grenzen: „Ich will den Kontinent so rasch wie möglich durchqueren.“
Es gibt zwar Radrennen, die Russland fast komplett durchqueren, aber auf die Strecke von Küste zu Küste, vom Japanischen Meer bis an die Ostsee, und in solch kurzer Zeit, das hat bislang noch niemand gewagt. Gelingt das Vorhaben, wäre es nicht Faschings erster Weltrekord, er hat in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrere Bestmarken in Fahrrad-Disziplinen aufgestellt, darunter die weiteste Strecke in 12 und 24 Stunden auf dem Rad: 462 beziehungsweise 856 Kilometer.
In den vergangenen Jahren hat der Radfahrer außerdem bereits Australien auf dem Rad durchquert und insgesamt acht Mal am „Race across America“ teilgenommen. Drei Mal hat er dieses Rennen durch die USA gewonnen, dessen Strecke allerdings nur etwa halb so lang ist wie die durch Russland.
Zur Vorbereitung saß Fasching zuletzt 35 Stunden pro Woche auf dem Fahrrad. Hinzu kamen Krafttraining und die „Kopfgeschichte“, wie er sein mentales Training nennt. Für Fasching bedeutet das vor allem, Motivation aufzubauen, wenn es mal nicht so gut läuft, etwa bei schlechtem Wetter, chaotischen Verkehrsbedingungen oder schlechten Straßen. Vor allem letzteres ist in Russland notorisch. Fasching war bislang dreimal in Russland. Die Straßen sollten ihm keine all zu großen Probleme bereiten, erklärt er. Mit seinem Begleitteam sei er darauf eingestellt und könne, je nach Bedarf, die Reifen wechseln. Schlechte Straßen und andere unvorhersehbare Ereignisse, sagt Fasching, müsse man vor Ort meistern.
Die Botschaft: Fürs Radfahren werben und Brücken bauen
Die Rekordfahrt, so haben es sich Fasching und sein Team vorgenommen, soll für den Radsport in Russland werben. Radfahren ist in der russischen Bevölkerung, vor allem in den großen Städten, nur wenig verbreitet. Nur langsam wagen sich, etwa in Moskau, mehr und mehr Menschen auf das Zweirad. Dort bemüht sich die Stadtverwaltung mit neuen Radwegen darum, dass die Bürger das Rad nicht nur als Freizeitspaß, sondern als tägliches Verkehrsmittel akzeptieren.
Und noch ein weiteres Anliegen möchte der Sportler mit seiner Tour unterstützen: Er will Brücken bauen zwischen Russland und dem Westen. Ein Anliegen, das in diesen Tagen besonders wichtig sei.