Russland

Putin und die WM 2018

Wenn am Sonntagabend im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft angepfiffen wird, dreht sich natürlich alles um die Frage: Deutschland oder Argentinien? Aufmerksamkeit richtet sich aber auch auf Russland – das Gastgeberland der Weltmeisterschaft im Jahr 2018.

Wladimir Putin wird dem Finale und der Abschlusszeremonie persönlich beiwohnen, bei der auch die WM-Übergabe von Brasilien an Russland stattfindet. Der russische Präsident befindet sich derzeit auf einer mehrtägigen Lateinamerika-Reise. In deren Mittelpunkt steht ein Treffen der Brics-Staaten, der aufstrebenden Wirtschaftsnationen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, im brasilianischen Fortaleza. Der russische Präsident betrachtet die Brics-Gruppe als Gegengewicht zum Einfluss des Westens, insbesondere der USA.

Aber auch die Ukraine-Krise dürfte Putin auf seiner Reise begleiten. Nach Angaben eines Präsidentenberaters wird das russische Staatsoberhaupt am Rande des WM-Endspiels mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentreffen. Zu Themen äußerte sich der Berater zwar nicht, wahrscheinlich wird aber der Ukraine-Konflikt das Gespräch beherrschen. Zuletzt am vergangenen Donnerstag bemühte sich Merkel gemeinsam mit Frankreichs Präsident François Hollande in einem Telefonat mit Putin weiter um eine Entschärfung der angespannten Situation.


Visafreie Einreise für Teilnehmer und Fans

Vor seiner Reise sprach Putin mit lateinamerikanischen und russischen Medien und erklärte, Russland werde die Erfahrungen Brasiliens bei der Organisation der Fußball-WM aufmerksam auswerten. Sein Land plane, so der Präsident, in einigen Fragen weiter als Brasilien zu gehen und etwa eine visafreie Einreise für Teilnehmer und Fans zu gewähren. „Wir werden alles dafür tun, im Jahr 2018 die Welt mit einem unvergesslichen Fußball-Fest und der wahrhaft russischen Gastfreundschaft zu erfreuen“, erklärte Putin.

Ob er auch zum Zeitpunkt der WM noch das Präsidentenamt innehat, darüber werden die Russen im Frühjahr 2018 entscheiden. Momentan stehen seine Chancen für eine Wiederwahl gut. Aufgrund der Ukraine-Krise sind seine Umfragewerte zuletzt stark gestiegen. Mit restriktiven Gesetzen schaltet die russische Regierung bereits seit einiger Zeit mögliche Gegner aus. Die Proteststimmung ist nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Lewada auf einem Rekordtief.


2018 - teuerstes Fussballturnier aller Zeiten

Für die WM im eigenen Land hatte sich Putin persönlich stark gemacht, der Zuschlag ist auch für ihn ein Erfolg, ähnlich wie zuletzt die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die WM wird in elf Städten des Riesenlandes stattfinden. Dafür sind in den kommenden Jahren große Anstrengungen nötig, besonders bei der oft mangelhaften Infrastruktur.

Gut 15 Milliarden Euro soll der Neubau von Stadien, Flughäfen, Bahnstrecken und Hotels kosten. Kritiker betrachten die Pläne aufgrund der schleppenden Vorbereitungen und der immens gestiegenen Kosten für Sotschi mit Sorge. Russland musste den Kostenplan für die WM bereits nach oben korrigieren und wird voraussichtlich am Ende das bis dato teuerste Fußballturnier veranstalten.

Sepp Blatter, Präsident des Weltfußballverbands Fifa, erklärte, Russland habe sich mit vollem Einsatz in die Arbeit gestürzt. „Ich bin sehr zufrieden mit dem aktuellen Stand der Dinge.“ Allerdings ließ die russische Regierung erst vor wenigen Wochen verlauten, dass die Genehmigungsplanung für die WM-Stadien dem Zeitplan hinterherhinke. Zuletzt wurden Korruptionsvorwürfe im Rahmen der Vergabe der WM an Russland laut. Im Frühjahr forderten Politiker aus dem Westen außerdem, Russland wegen der Ukraine-Krise die WM zu entziehen. Die Fifa lehnte das ab. Alles gehe weiter, wie geplant, erklärte Blatter.


Weitere Artikel