Russland

Der Süden Russlands für die deutsche Wirtschaft besonders attraktiv


Besonders am Herzen liegen dem deutschen Botschafter Hans-Friedrich von Plötz drei Schwerpunkte, die er sich für seine Amtszeit in Moskau vorgenommen hat: der Kulturaustausch zwischen Russen und Deutschen, intensive Kontakte im Bildungsbereich und die wirtschaftlichen Beziehungen voran zu bringen. Bei seinem ersten Besuch der Oblast-Hauptstadt Rostow-am-Don Anfang März seit seinem Amtsantritt im vergangnen Sommer hat er also einen vollen Terminkalender. Die südliche Metropole „ist besonders attraktiv für die deutsche Wirtschaft, denn hier leben rund 4,5 Millionen Menschen, viele sehr gut ausgebildet. Insbesondere die Landwirtschaft und der Maschinenbau haben hier Tradition“, so von Plötz. Gemeinsam mit einer fast 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation, unter ihnen Vertreter von Daimler-Chrysler, BASF und der Commerzbank, will er „Kontakte und Kontrakte“ auf die Beine stellen. Dazu seien Gespräche, gemeinsame Treffen, das gegenseitige Kennenlernen besonders wichtig. Denn bislang hat Deutschland selbst mit dem kleinen Nachbarland Holland ein wesentlich größeres Handelsvolumen als mit dem Giganten Russland. Gerade mal 14 Milliarden Dollar Umsatz machen deutsche Firmen in Russland. Von Plötz sieht hier noch riesige Potenziale, die längst nicht ausgeschöpft seien.
So hat zum Beispiel das große Bauunternehmen Hochtief Mitte der 90er Jahre für Millionen D-Mark solide Unterkünfte für heimkehrende russische Offiziere gebaut. 1998 waren die Nobelquartiere fertig, es folgte die schwere russische Wirtschafts- und Finanzkrise und Bauaufträge in großem Umfang waren für die deutsche Firma nicht einmal mehr in Sichtweite. Jetzt ist der Hochtief-Vertreter der deutschen Delegation in Rostow-am-Don wieder optimistischer. Die russische Wirtschafts- und Finanzlage habe sich stabilisiert und über neue Aufträge werde verhandelt. Ein Duisburger Bauunternehmen ist schon einen Schritt weiter: 24 Millionen Dollar werden in diesem Jahr in den Bau eines Kalksandsteinwerkes investiert. Schon im nächsten Frühjahr soll die Produktion von Baustoffen beginnen.
Zwischen dem Bundesland Nordrhein-Westphalen und dem Rostower Oblast gibt es schon seit langem rege Kontakte. Seit 25 Jahren sind Rostow und Dortmund Partnerstädte, das Jubiläum wird im Juni in aufwendig gefeiert. Universitäten und Hochschulen profitieren von Austauschprogrammen und gemeinsamen Forschungsprojekten. So war es kein Zufall, dass sich der Botschafter mit der Rostower Administration an der Bauuniversität zu einem Runden Tisch zusammenfand. Hier entsteht gerade mit deutscher Hilfe ein Medienzentrum, ausgestattet mit modernster Technik. Computer und Internetanschlüsse werden der Ausbildung von Studenten zu Gute kommen. Kurz vor der Abreise besuchte von Plötz noch das erst im Herbst eröffnete deutsch-russische Institut für Publizistik, um dort mit den Studenten über Chancen und Perspektiven ihrer Ausbildung zu diskutieren. Die Stärkung der Regionen werde zunehmend mehrsprachigen Absolventen mit internationalen Erfahrungen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bieten. Er versprach wiederzukommen. Künftig will er einmal im Jahr einen „Deutschen Tag“ in Rostow organisieren – auf der Agenda sollen dann auch Wünsche und Anliegen der Studenten stehen.


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