Kroatien

Kroatisches Tagebuch: Nichts als „Schrott“

Der kroatische Handel macht Stimmung für den EU-Beitritt und lockt mit Billigaktionen. Was zunächst gut klingt, macht die Kroaten allerdings misstrauisch: Sie fürchten, dass mit der Öffnung zum EU-Markt und dem Wegfall der Zölle nicht bloß die Preise sinken werden, sondern mit ihnen die Qualität der Produkte.

Es gab in Kroatien eine Zeit, oder besser gesagt in Jugoslawien, da war alles aus dem Westen heißbegehrt. Ich möchte hier nur die Riesentafeln Schokolade in der lila Verpackung nennen, die jeder Auswanderer aus Deutschland oder Österreich beim Heimatbesuch für seine Kinder, Neffen, Nichten und Enkel mitbringen musste, am besten kiloweise.


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Im Grunde hat sich bis heute daran nichts geändert, obwohl die Supermarktregale mittlerweile fast gleich bestückt sind wie in Westeuropa. „Wir hier unten bekommen nur den Schrott“, erklärte mir eine Bekannte, die als Kind während des Kriegs einige Jahre in Deutschland verbrachte. Heute lebt sie in Zagreb, nascht aber immer noch lieber Deutsch. Süßigkeiten und Waschmittel kauft sie nur beim Ableger einer deutschen Drogeriekette, denn die seien die gleichen wie in Deutschland. Alle anderen Geschäfte haben ihrer Erfahrung nach zwar die gleichen Marken, aber der Inhalt der Packungen und Tuben schmecke und rieche anders. Selbst eine Kollegin, die nie in Deutschland gelebt hat und sich als Kind nicht an die dortige Qualität gewöhnen konnte, sagt: „Euer Waschmittel ist viel besser, unseres riecht nach nix.“


Giftige Milch vom Balkan

Marketingabteilungen diverser Hersteller argumentieren in diesem Fall gerne, dass Kunden in West- und Osteuropa unterschiedliche Geschmäcker hätten, an die man sich eben anpasse. Wer den Unterschied kennt, und die Konsumenten im Osten kennen ihn, kommt sich bei solchen Erklärungen nur veräppelt und wie ein Mensch zweiter Klasse vor.

Vor einigen Wochen sorgte Milch vom Balkan für Aufregung. Sie enthielt zu viel Aflatoxin, ein krebserregendes Pilzgift, und wurde in Deutschland ebenso wie in Slowenien bis Montenegro aus den Regalen genommen. Im Zuge der Untersuchungen sagte die Chefinspektorin der kroatischen Gesundheitsbehörde: Sie wisse genau, in welchen Supermärkten sie nie im Leben einkaufen würde. Offenbar hat die Frau viel Grauenhaftes gesehen. Ich vermute: Kroatiens erster EU-Kommissar Neven Mimica, ab 1. Juli zuständig für Verbraucherschutz, wird alle Hände voll zu tun haben.


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