Kroatien

Kroatisches Tagebuch: Mit Frust in die EU

Die politischen Ereignisse in Kroatien in den vergangenen zwei Wochen machen mich nachdenklich. Einerseits die Demonstration auf dem Zagreber Hauptplatz Anfang April, wo gegen die Einführung der serbischen Schrift in Vukovar protestiert wurde. Die Stadt befindet sich an der Grenze zu Serbien und war während des Kroatien-Krieges besonders stark umkämpft. Andererseits die Wahlen des EU-Parlaments eine Woche später, aus denen die Rechtsaußenpolitikerin Ruza Tomasic als Siegerin hervorging.

Eines ist klar: Ruza Tomasic wird mit ihrer EU-Skepsis, um es einmal milde zu formulieren, nicht allein im EU-Parlament sein. Da gibt es noch viel schlimmere Vertreter als sie und zum Glück noch viele andere mehr, die keine xenophoben und chauvinistischen Parolen von sich geben müssen, um Wahlen zu gewinnen.


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Hoffnungslose Demonstranten

Warum ich den Erfolg von Tomasic und die Demonstration gegen das Kyrillische in den selben Topf werfe? Weil beides die Unzufriedenheit der Menschen zeigt. Ich bin durch die Menge der Demonstranten gegangen und habe die Leute singen, beten und skandieren gehört. Die Stimmung war traurig, hoffnungslos und trist. Die meisten Blicke waren stumpf und verschlossen. Als die Parolen zu Ende geschrien waren und der Ausflug in die Kriegsvergangenheit vorbei war, trotteten die Menschen wieder nach Hause. Es waren etwa 20.000, also nicht einmal wirklich viele.

Und so denke ich mir, dass es dieselben Leute waren, die Ruza Tomasic wählten. Vielleicht keine wirklichen Rassisten, aber ganz sicher Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Möglicherweise auch jene, für die Tomasic als einzige Politikerin laut genug war, dass sie wahrgenommen wurde.

Es mag vielleicht seltsam klingen, aber diese Vorgänge waren demokratisch und eigentlich sehr europäisch. Denn weder wagten es die rechten Parteien, sich offiziell auf die Seite der extremistischen Gegner des Kyrillischen zu stellen, auch Ruza Tomasic nicht. Noch gewann die extrem Rechte die Wahlen um die zwölf kroatischen Sitze im EU-Parlament. Vielmehr siegten mit den Sozialdemokraten (fünf Mandate), der konservativen HDZ (ebenfalls fünf Mandate) und der Arbeiterpartei (ein Sitz) pro-europäische Parteien. Solange das so bleibt, muss man sich um die EU-Reife Kroatiens keine Sorgen machen.


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