Hochzeit in Ribnovo
„Zuerst wollte ich die Schule beenden“, sagt Fatme. Die 20-Jährige legte viel Wert darauf, ihren langjährigen Freund Djamal auf traditionelle Art zu heiraten. Ihr frisch gebackener Ehemann ist 23 Jahre alt und gibt zu, dass er nur Fatme zuliebe dieser aufwändigen Heirat zugestimmt hat.
Beide stammen aus dem kleinen Bergdorf Ribnovo, im Süden Bulgariens, in dem die Mehrheit der Bewohner Pomaken sind, eine muslimische Minderheit im ansonsten christlich-orthodox geprägten Bulgarien. Die Geschichte der etwa 200.000 Menschen, deren Vorfahren während der osmanischen Herrschaft zum muslimischen Glauben übertraten, ist geprägt von Unterdrückung in verschiedenen Systemen, aber ebenso vom Beharren auf den eigenen Traditionen.
Die berühmteste dieser Traditionen ist die pomakische Hochzeit in Ribnovo, die nur in den kalten Monaten des Jahres stattfindet. Das hat damit zu tun, dass die Männer ihr Geld größtenteils im Ausland verdienen. Im Winter, wenn die Arbeit saisonal bedingt ruht, kehren Sie in ihre Heimat zurück und bauen von dem Ersparten ihre Häuser aus. Wenn sie die Richtige gefunden haben, können sie heiraten.
Weiße Schminke bedeckt Fatmas Gesicht am Morgen der Hochzeit. Frauen aus der engsten Verwandtschaft befestigen darauf bunte Pailletten in festgelegten Mustern. Sie stecken der Braut Blüten und silberne Fäden an, die ihr Gesicht wie ein Vorhang bedecken. So geschmückt geht sie mit Ihrem Bräutigam vorbei an den vielen, auf speziellen Gerüsten befestigten Teppichen und Stoffen, die zur Aussteuer der Braut gehören.
Über allem schweben die Töne der Kegeloboe. Sie ist das charakteristischste Instrument der Pomaken. Die hohen Töne erinnern daran, dass es sich um eine muslimische Feier handelt. Zwei Tage lang spielt das Hochzeitsorchester in den Straßen und Häusern Ribnovos zu Ehren des Hochzeitpaares.
Nach den Zeremonien und Ritualen der Hochzeit werden Fatma und Djamal für drei Tage zu Hause bleiben, um sich zu erholen und in Ruhe ihr gemeinsames neues Leben zu beginnen.
Haben sie Träume? Eigentlich nicht. Sie seien dankbar dafür, was sie haben. Djamal ergänzt, dass es gut ist, im Sommer im Ausland zu arbeiten und im Winter zu Hause zu sein bei der Familie. Fatma sagt, sie denkt noch nicht an Kinder: „Dafür sind wir noch zu jung“.