Russland

Gewaltproblem im WM-Land 2018

„Russland den Russen, Moskau den Moskauern“ – die Menge auf dem Roten Platz skandiert Nazi-Slogans, Teilnehmer zeigen den Hitlergruß. 5.000 Fußballanhänger und Nationalisten ziehen Mitte Dezember auf den Manegeplatz in Sichtweise des Moskauer Kremls, um gegen die Ermordung eines Fans von Spartak Moskau durch einen Kaukasier zu protestieren. Nach der anschließenden Jagd auf Menschen zentralasiatischen Aussehens wird ein Kirgise durch einen Messerstich getötet.

Die Ereignisse in Moskau im Dezember 2010 sind nur ein Beispiel von vielen: Im Land der Fußball-WM 2018 kommt es im Umfeld der Stadien immer wieder zu Gewaltexzessen. 1.500 Hooligans gibt es alleine in Moskau, wo sich das Problem ebenso konzentriert wie die Clubs der Premierliga.

Sergej und sein Freund sind Hooligans des Erstligisten Dynamo Moskau – der Club des Ex-Schalkers Kevin Kuranyi. Wichtiger als ihr Club ist ihnen nur noch die Nation. „Fußball ist nur etwas für die weiße Rasse. Da haben die Schwarzärsche nichts zu suchen“, sagt Sergej. Tatsächlich trifft man in den ohnehin spärlich besuchten Stadien der russischen Premierliga kaum auf Angehörige jener Minderheiten, die er diffamiert.  Er sieht es so: Usbekistan den Usbeken, Tadschikistan den Tadschiken – und Russland den Russen, die er über ihre ethnische Herkunft bestimmt.

Allerdings gibt es auch unter den Hooligans Feindseligkeiten und Randale. An den Spieltagen kommt es oft zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Fan-Lagern: Im vergangenen Jahr werden beim Spiel zwischen Spartak und dem russischen Meister Zenit aus dem verhassten St. Petersburg 700 Anhänger festgenommen. Nach der Niederlage Russlands bei der WM 2002 gegen Japan verwüsten Hooligans die Innenstadt, zwei Menschen werden dabei getötet.

Alexej Sorokin vom Russischen Fußballverband (RFS) führte Russland Anfang Dezember zur erfolgreichen Bewerbung für die WM 2018. Beim Thema Sicherheit verweist Sorokin allerdings bloß auf das Championsleague-Finale zwischen Chelsea London und dem FC Liverpool. Dieses wurde 2008 im Moskauer Luschniki-Stadion gespielt. „Damals hatten wir die Lage auch im Griff, warum soll das künftig anders sein?“, meint Sorokin und verweist auf enorme Polizeipräsenz. Der russische Fußball kennt nur die Repression. Fanbetreuer gibt es keine. Und da sich um die Ursachen der Gewalt niemand kümmert, kann sie jederzeit eskalieren.

„Grundsätzlich muss jeder, der nach Russland kommt, auf einen Angriff vorbereitet sein“, sagt Hooligan Sergej. Und ist stolz darauf.


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