Kasachstan

Deutscher Trainer führt Kasachen in EM-Qualifikation

Deutschland gegen Kasachstan – zu einem Klassiker des europäischen Fußballs wird diese Begegnung vermutlich kaum werden. Doch die Kasachen als Außenseiter nehmen die Partie sportlich. „Ziel in jedem Spiel ist natürlich der Sieg“, so Bernd Storck, Cheftrainer der Kasachen. „Aber ich wäre schon froh, wenn wir einen Punkt machen würden.“

Der Westfale Storck trainiert die kasachische Fußballauswahl seit 2009. Die Kasachen hatten ihn 2008 geholt, um die U21-Auswahl zu trainieren. Als man ihn fragte, ob er auch die Nationalmannschaft für den internationalen Fußball fit machen wolle, sagte er zu.

Storcks Vertrag läuft bis Ende 2010. Ob er bleiben darf, hängt vom Ergebnis der EM-Qualifikation ab. Drei Punkte fordern die Offiziellen des kasachischen Fußballverbands bis zum 12. Oktober, wenn die drei letzten Spiele der Gruppe in diesem Jahr laufen, damit Storck die Mannschaft weiter trainieren darf. Bisher ist die Punktebilanz der Kasachen, die allerdings über keinen einzigen Spieler mit internationaler Erfahrung verfügen, eher mager. Drei Niederlagen steckten sie ein gegen die Türkei (0:3), Österreich (0:2) und Belgien am vergangenen Freitag (0:2).

Da sei auch Pech dabei gewesen wie beim Spiel in Salzburg, als die Österreicher erst in der Verlängerung zweimal trafen, so Trainer Storck. Den Druck, den ihm die Kasachen machen, nimmt er gelassen. „Jeder neue Trainer, der herkommt, wird die gleichen Probleme haben. Man muss die Spieler langfristig aufbauen.“ Die Kasachen seien da oft zu ungeduldig.

Bleiben würde Storck trotzdem gern, denn er hat mit Kasachstan „ein Land mit großartiger Landschaft und freundlichen, gelassenen Menschen“ entdeckt. Als Exot im europäischen Fußball sieht Storck seine Mannschaft nicht. „Kasachstan ist natürlich fußballerisches Entwicklungsland. Die Jungs hier haben eine gute Grundausbildung, aber es mangelt an Fitness und internationaler Erfahrung.“ Trotzdem ist sich Storck sicher: „Der kasachische Fußball braucht sich keinesfalls zu verstecken..“

Dass Kasachstan überhaupt beim Europäischen Fußballverband UEFA mitspielt, erscheint merkwürdig, gilt Kasachstan doch als asiatisches Land. Doch geographisch gesehen gehört ein Zipfel im äußersten Westen des Landes, rund 147.000 Quadratkilometer – eine Fläche so groß wie Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zusammen – zu Europa. Diese Tatsache war es, die die UEFA im Jahr 2002 bewogen hat, die Kasachen als Mitglieder aufzunehmen. Die hatten zuvor neun Jahre lang im Asiatischen Fußballverband gespielt und sich bereits einige Zeit bemüht, in die populäre europäische Liga zu wechseln, weil dort besserer Fußball gespielt wird.

Das Match gegen Deutschland am Dienstag wird in der nagelneuen Astana Arena ausgetragen – im Jahr 2009 eigens für die Asiatischen Winterspiele gebaut, die im nächsten Jahr in Kasachstan stattfinden. Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew – bekannt für seinen autoritären Führungsstil und die pompöse Architektur der Hauptstadt Astana – hatte es sich nicht nehmen lassen, beim ersten Spiel im neuen Stadion den Anstoß selbst zu übernehmen. Seitdem dient die Arena als Heimstadion für die kasachische Nationalmannschaft und den kasachischen Erstligisten Lokomotive Astana.


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