Ein Pole macht Wahlkampf in Deutschland
Das Büro von Romuald Pacak ist nur 25 Quadratmeter groß und riecht nach frischer Farbe. Der 48-Jährige hat es gerade noch geschafft, den Raum vor der Wahl zu streichen. Eigentlich ist Pacak Übersetzer und lebt seit zwanzig Jahren mit seiner deutschen Frau in Frankfurt an der Oder. Doch nun hat er eine neue Aufgabe gefunden: Er macht Wahlkampf für die polnische Partei Platforma Obywatelska (Bürgerplattform). Seine Zielgruppe: Die in Deutschland lebenden Polen.
In Pacaks zur Wahlkampfzentrale umgestaltetem Übersetzungsbüro hängt ein Plakat des Präsidentschaftskandidaten seiner Partei, Bronislaw Komorowski. „Ich kann es mir nicht leisten, dass zwischen Polen und Deutschen wieder ein Kalter Krieg ausbricht", begründet Pacak seine Entscheidung. Und spielt damit auf die letzten Wahlen an, bei denen der damalige und inzwischen tödlich verunglückte Kandidat Lech Kaczynski mit antideutschen Parolen Stimmung machte.
Doch hinter Pacaks Wahlkampf steckt nicht nur selbstloses Engagement für die deutsch-polnischen Beziehungen, sondern handfestes Kalkül: Seinen Sieg bei den vergangenen Regierungswahlen hatte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk nämlich auch den rund 500.000 in Deutschland lebenden Polen zu verdanken. Häufig wohlhabender, weltoffener und liberaler als manche ihrer Landsleute in Polen, stürmten sie die Wahlurnen, um der Öffentlichkeit ein anderes Gesicht Polens zu zeigen.
Dass die Auslandspolen eine wichtige Klientel sind, hat inzwischen allerdings auch Jaroslaw Kaczynski erkannt. Der Präsidentschaftskandidat der Partei „Recht und Gerechtigkeit“ fällt durch deutschfreundliche Äußerungen auf und besuchte Anfang Juni auch Frankfurts polnische Nachbarstadt Slubice. Sein staatsmännisches Auftreten bei einem Treffen mit dem Frankfurter Bürgermeister nimmt Romuald Pacak ihm nicht ab. Bis zum Sonntag will der Übersetzer, der erst seit drei Wochen in der aktiven Politik ist, für seine Partei kämpfen: Er verteilt Flugblätter in Frankfurt und spricht mit seinen Landsleuten, die wie er westlich der Oder wohnen. Am Freitag soll der Wahlbus seiner Partei, der Bürgerplattform, auch in der deutschen Grenzstadt Guben Station machen.