Gemeinsam für die Nutzung von Bioenergie
Die Ukraine und Russland zeigen großes Interesse, Alternativen zu Gas und Öl zu entwickeln
(n-ost) – Die Ukraine verfügt über erhebliche Potenziale, ihre Energieabhängigkeit von Russland zu verringern. Ein knappes Viertel der Landesfläche liegt brach und könnte für den Anbau nachwachsender Rohstoffe genutzt werden. Das erklärte Nikolaj Datsenko, Leiter der Abteilung „Ingenieurtechnische Versorgung“ des ukrainischen Ministeriums für Agrarpolitik, auf der Grünen Woche in Berlin. Außerdem fielen 15 Millionen Tonnen Stroh und andere landwirtschaftliche Reststoffe an, aus denen Energie gewonnen werden könnte. Für Strom aus erneuerbaren Energien wird in der Ukraine bereits heute ein grüner Tarif bezahlt. Außerdem ist Biosprit seit 2010 steuerfrei.
Andrej Stanev ist Leiter des vom Bundeslandwirtschaftsministerium finanzierten Kooperationsprojekts zur Förderung der Bioenergienutzung in der Ukraine und Russland. Ein Jahr nach Gründung trafen sich die Beteiligten auf der Grünen Woche zu einer ersten Bilanz. Stanev sieht in den beiden osteuropäischen Ländern große Anbau- und Nutzungspotenziale für Biomasse, bemängelt aber das niedrige Energiepreisniveau, das Investoren zögern lässt. Allerdings exportiert die Ukraine schon heute Pflanzenöl in die EU, das dort auch zum Teil zur Energiegewinnung genutzt wird. Für den Export werden aber in Zukunft Nachhaltigkeitszertifikate erforderlich sein. „Wir sind in der EU auf Rohstoffimporte angewiesen. Die sind aber nur möglich, wenn Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden”, so Stanev.
Anders als in der Ukraine setzt man in Russland kaum auf den großflächigen Anbau von Biomasse. „Es kommt vor allem darauf an, landwirtschaftliche Reststoffe zu verwerten”, erklärt Andreas Täuber, der das Projekt in Russland für die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe koordiniert. Die verwertbaren Reste sind in erster Linie Gülle, Geflügelkot, Schlachtabwässer oder die Schalen von Sonnenblumenkernen. Strom oder Wärme aus Biomasse rentieren sich bisher vor allem dort, wo sie direkt in dem Betrieb gebraucht werden, der die Biomasse auch erzeugt. Den Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz einzuspeisen, ist hingegen oft nicht möglich, zumindest gibt es dafür keine geregelte Vergütung. Eine solche ist jedoch im Energieeffizienzgesetz und in der russischen Energiestrategie bis 2030 vorgesehen. Laut Regierungsplan sollen künftig jährlich 80 bis 100 Milliarden Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren Quellen stammen.
Die Firma Altbiot aus Krasnodar produziert seit 2009 Holzpellets aus Holzresten. „Bei uns verrottet die Biomasse einfach, man braucht sie gar nicht künstlich anzubauen”, sagt Firmenvorstand Aleksandr Djachenko. Das Unternehmen verwertet Altholz aus landwirtschaftlichen Schutzhecken. Die Regionalregierungen zeigten sich in der Regel sehr interessiert an alternativen Energienutzungen, erklärt Djachenko. Er beklagt allerdings den Mangel an Fachkräften in der Russischen Föderation. „Bei den Betriebskosten muss man die Ausbildungskosten des Personals einkalkulieren”, weiß auch Andreas Täuber zu berichten.
Zumindest eine erste Beratung für solche Betriebe bieten die Experten der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Für mehr als einen Wissenstransfer reicht das Projektbudget jedoch nicht aus. Im vergangenen Jahr wurden die Möglichkeiten der Bionenergienutzung bereits auf zahlreichen Messen und Tagungen in Russland und der Ukraine präsentiert.
In diesem Jahr möchte das ukrainische Agrarministerium eine ständige Plattform zu Bioenergiefragen einrichten, die regionale deutsch-ukrainische Fachtreffen organisieren soll. In Moskau wurde im Juli 2009 die russisch-deutsche Energieagentur ins Leben gerufen, die sich allgemein mit Fragen der Energieeffizienz und der Förderung erneuerbarer Energien beschäftigt.
Jutta Blume
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