Wadan-Werften bleiben in russischer Hand
Die Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde sind pleite, aber es gibt neue Hoffnung. Vertreter der Bundes- und Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern verhandeln bereits mit Vertretern einer russischen Investorengruppe. Morgen soll über den Verkauf der Wadan-Werft, die Anfang Juni Insolvenz angemeldet hatte, auch auf dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kreml-Chef Dmitri Medwedew in Sotschi gesprochen werden.
Nach einem Bericht der Moskauer Zeitung „Wremja Nowostej“ soll in Sotschi bereits der Kauf-Vertrag vorliegen.Wie Moskauer Zeitungen berichten, will eine russische Investoren-Gruppe, geführt von dem erst 28 Jahre alten Leiter des Moskauer Nordstream-Büros, Witalij Jusufow, die Wadan-Werften kaufen. Die Verhandlungen mit Vertretern der Bundesregierung über den Kauf der Werften führt der Vater von Witalij Jusufow, Igor Jusufow. Der 52-Jährige war von 2001 bis 2004 Energie-Minister und verfügt als amtierender Energie-Sonderbotschafter des russischen Präsidenten über ausgezeichnete internationale Kontakte. Seit 2004 sitzt er im Gasprom-Aufsichtsrat.Zunächst war vermutet worden, Gasprom gehöre zu den möglichen Käufern der Wadan-Werft, denn Igor Jusufow sitzt im Aufsichtsrat von Gasprom und sein Sohn Witalij leitete die Moskauer Vertretung der Gasprom-Tochter Nordstream (Ostseepipeline).
Doch Gasprom erklärte: „Gasprom kauft weder Werften in Deutschland noch in Russland.“ Die von Witalij Jusufow geführte Investoren-Gruppe will für die Wadan-Werften zunächst 40,5 Millionen Euro ausgeben um dann den „realen Preis“ von einer Milliarde Euro zu zahlen, berichtet Wremja Nowostej. Mit den 40,5 Millionen sollen die Kosten während des Insolvenzverfahrens beglichen werden. Allein Löhne und Gehälter, die zurzeit vom deutschen Staat gezahlt werden, betragen während des Insolvenzverfahrens monatlich 14 Millionen Euro.Nach einem Bericht des „Kommersant“ machte Igor Jusufow dem Besitzer der Wadan-Werften, Andrej Burlakow, bereits im März Kauf-Angebote. Das erste Angebot von fünf Millionen Euro war nach Aussage des Russen Burlakow, dem die in Luxemburg registrierte Investmentgesellschaft FLC West gehört, jedoch zu niedrig.
Andrej Burlakow und Igor Jusufow sind gute Bekannte. Jusufow trat als Vermittler auf, als Burlakow die Wadan-Werften im März 2008 vom norwegischen Unternehmen Aker kaufte.Nach Berichten russischer Zeitungen will Igor Jusufow die Wadan-Werften mit Aufträgen der hundertprozentigen Gasprom-Tochter Gasflot versorgen. Diese plant den Kauf von Tankern, die Flüssiggas vom Stockmann-Feld in der Barentssee zu Abnehmern im Westen transportieren. Das Stockmann-Feld ist jedoch noch nicht erschlossen und auch die geplante Flüssiggas-Fabrik bei Murmansk steht noch nicht.
In den letzten Monaten hatte es zudem Meldungen gegeben, Gasprom werde seine Investitionsabsichten im Stockmann-Feld wegen der Finanzkrise reduzieren. Die Wadan-Werften hatten auch auf Aufträge des russischen Unternehmens Norilsk Nickel gehofft. Doch der weltgrößte Nickel-Produzent durchlebt wegen der Finanzkrise ebenfalls schwierige Zeiten.Dass Gasprom seine eigene Tankerflotte erweitern will, bestätigt Denis Barabanov, Analyst der Moskauer Investmentgesellschaft Grandis Kapital. Gasprom habe Probleme bei Schiff-Neubau-Aufträgen in Russland, meint der Analyst. Die Kapazitäten und technischen Möglichkeiten der russischen Werften seien „begrenzt“. „Eine eigene Werft zu haben, ist besser, weil der Auftraggeber nicht Schlange stehen muss. Außerdem ist es billiger.“ Ob es für Gasprom Sinn macht, in Deutschland Schiffe der Eisklasse zu bauen, wird von anderen russischen Experten aber bestritten, da es genug Kapazitäten in Russland gebe.