UKRAINERIN STARTET FÜR RUSSLAND BEIM EUROVISION SONG CONTEST
Anastasija Prichodko aus Kiew gewinnt russischen Vorentscheid mit einem Lied in Ukrainisch und Russisch(n-ost) – Eine Ukrainerin, die beim Eurovision Song Contest für Russland singt: Das ist nach dem Gasstreit im Januar ganz nach dem Geschmack des Kremls. Mit Anastasija Prichodko kann er schließlich zeigen, dass Russland und die Ukraine zusammengehören. Der Wettbewerb ist aus russischer Perspektive dieses Jahr also eine hochpolitische Angelegenheit, zumal das Finale am 16. Mai zum ersten Mal in Moskau stattfindet.Ihr Lied „Mamo“ sang Anastasija auf Russisch, den Refrain aber auf Ukrainisch. „Die russische Auswahlkommission war mit meiner Bedingung einverstanden, Mamo auf Ukrainisch und Russisch zu singen“, erklärte die Sängerin auf einer Pressekonferenz. In ihrem Heimatland Ukraine, für das sie eigentlich starten wollte, war das anders: Beim Auswahlverfahren in Kiew fiel sie durch, weil sie ihren dort eingereichten Beitrag „Alles für Dich“ auf Russisch sang und nicht wie vorgeschrieben auf Ukrainisch oder Englisch.Der Sieg der Ukrainerin Anastasija Prichodko ist in Russland umstritten. Iosif Prigoschin, der Producer der russischen Mitbewerberin Walerija, forderte eine Wiederholung der Wahl. Man müsse „eine andere Person zur Eurovision schicken“, erklärte er. „Ein Lied, das in ukrainischer Sprache vorgetragen wird, hat mit Russland nichts zu tun.“ „Haben wir nicht selbst genug gute Sängerinnen?“, fragte eine trotzige Kommentatorin im russischen Kanal TV Zentr. Andere Kommentatoren dagegen jubelten. Dass Russland mit einem Lied in Ukrainisch vertreten wird, sei „ganz fantastisch, vom politischen Standpunkt aus“, schrieb Maksim Kononenko, Kommentator der Zeitung „Wsgljad“.Doch nicht nur wegen ihrer Herkunft sorgte Anastasija Prichodko in Moskau für Aufsehen: Sie trat in einem langen schwarzen Kleid auf, während die Teilnehmer des Wettbewerbs in vergangenen Jahren viel Bein und Bauch zeigten und durch spektakuläre Shows auffielen. Die Ukrainerin Ruslana zum Beispiel, die mit ihrem Titel Wild Dances den Eurovisioin Song Contest 2004 in Istanbul gewann, fegte halbnackt über die Bühne. Anders Anastasija: Am Ende ihres Liedes „Mamo“ („Mama“) hockte die 21-Jährige auf den Knien – im Zwiegespräch mit ihrer Mutter. „Du hast meine Seele nicht freigelassen,“ klagte sie und schlug mit der Hand auf den Boden. „Du hast mir gesagt, ich soll nicht wünschen.“Das Urteil des russischen Fernsehpublikums über diesen Auftritt war eindeutig. 25 Prozent der Zuschauer stimmten am Samstagabend per Telefon und SMS für die schwarz gelockte Sängerin aus Kiew, 14 Prozent stimmten für die Sängerin Walerija und 12 Prozent für die Gruppe „Quatro“. Vielen war Anastasija bereits durch ihren Sieg beim Talentschuppen „Star Factory“ bekannt. Die Siegerin in des russischen Vorentscheids ist Vollblut-Musikerin. Sie hat die Kiewer Glier-Musik-Hochschule abgeschlossen und spielt nicht nur Klavier, sondern auch Flöte und Gitarre. Schon als 15-Jährige träumte sie davon, in der ukrainisch-russischen Mädchen-Band „VIA Gra“ zu singen.
www.anastasya-prihodko.comUlrich Heyden
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