Russland

Pelmeni statt Ski-Urlaub

Die Angestellten in Moskau feiern dieses Jahr etwas bescheidener das neue Jahr

(n-ost) - In Russland ist immer noch alles anders. Zum Ende des Jahres gibt es keine Weihnachts- sondern Neujahrsfeiern. Für die Kinder gibt es „Neujahrsmärchen“ mit „Väterchen Frost“ und für die Angestellten in den Moskauer Büros ausgelassene Neujahrsfeiern im Betrieb. Auch dort taucht „Väterchen Frost“ in seinem roten Mantel auf, begleitet von „Snegurotschka“, dem Schneemädchen, das manchmal auch die Hüllen fallen lässt.In den vergangenen Jahren wurde stets üppig gefeiert. Da wirbelten Dollar-Scheine durch die Luft oder es wurde auf dem Tisch getanzt. Die Unternehmen orderten ganze Restaurants oder Fest-Säle in Hotels. Bekannte Künstler wurden eingeladen. Eine Neujahrs-feier für 100 Mitarbeiter in einem Moskauer Restaurant ließ sich ein Unternehmen gerne 50.000 Euro kosten. Manchmal schickte der Chef auch die ganze Mannschaft zum Skilaufen ins Ausland.Doch in diesem Jahr müssen die Firmen sparen. Ein Drittel der Unternehmen hat die geplanten Feiern in Restaurants abgesagt, berichtet die „Komsomolskaja Prawda“. Stattdessen nun die Billig-Variante: ein Glas Sekt am Arbeitsplatz. Im Internet tauschen die Büro-Angestellt Tipps aus, wie es trotz der Einsparungen lustig wird. Blogger SegrioPossi schreibt, seine Abteilung habe sich nach der Arbeit zur Pelmeni-(Teigtaschen)-Produktion verabredet. Am nächsten Tag will man sich dann gemeinsam über die Traditionsspeise hermachen. Elvina_y berichtet, man habe selbst ein Büfett vorbereitet und Profis zum Schminken eingeladen. „Es gibt Musik und wir werden uns selbst in Stimmung bringen.“ Nichts kann die krisenerprobten Russen vom Feiern abhalten.Ebensowenig wird mit der Tradition gebrochen, zur Silvester-Feier zu Hause mit Geschenken aufzuwarten. Der 31. Dezember ist der wichtigste Feiertag zum Jahreswechsel in Russland. Da ist niemand knauserig. Dieses Jahr planen die Bürger angeblich sogar, zwölf Prozent mehr für Geschenke auszugeben als letztes Jahr, berichtete die Moscow Times. Die entsprechende Umfrage wurde allerdings schon Anfang Oktober durchgeführt, als noch keiner glauben wollte, dass es mit der Finanzkrise ernst wird. Sparen lohnt nicht, lautet eine nicht ganz so alte Volksweisheit, seit mehrere Rubel-Krisen ganze Bankguthaben vernichtet haben.Weniger Geld ausgegeben wird dafür allerdings beim Neujahrsurlaub. Der hatte sich bei der Moskauer Mittelschicht in den vergangenen Jahren fest etabliert. Doch die Charter-Flüge in das bei vielen Russen beliebte Urlaubsland Ägypten wurden zur Hälfte gestrichen, berichtete eine Vertreterin des Reiseveranstalters „Capital Tour“ gegenüber der Moscow Times.
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