20 Jahre Arbeitslager für russische Skinheads
Morde an Gastarbeiter aus Zentralasien und dem Kaukasus - Freiheitsstrafen zwischen 6 und 20 Jahren für sieben Studenten
(n-ost) - Sie bezeichneten sich als „Soldaten Russlands“ und wollten Gastarbeiter aus Zentralasien und dem Kaukasus aus Moskau vertreiben. Die Gruppe um den 19jährigen Ikonen-Maler Artur Ryno und den Sportstudenten Pawel Skatschewski hat fast ein Jahr lang abends und nachts in den Moskauer Hochhausvierteln Jagd auf Menschen gemacht, die nicht slawisch aussahen. Tadschiken, Usbeken, Armenier, Chinesen und Ukrainer hatte sie mit Messerstichen traktiert. Gestern sprach das Moskauer Stadtgericht das Urteil gegen die neun Skinheads und verhängte Freiheitsstrafen zwischen sechs und 20 Jahren: Die Jugendlichen im Alter von 15 bis 22 Jahren waren wegen 20 Morden und 12 Mordüberfällen angeklagt.Die beiden Anführer der Bande, den Ikonen-Maler Artur Ryno und den Sportstudenten Pawel Skatschewski, verurteilte das Gericht zu zehn Jahren Arbeitslager. Strafmildernd wirkte, dass die beiden Banden-Führer zum Tatzeitpunkt noch minderjährig waren. Zwei Angeklagte, darunter die 22jährige Swetlana Awakumowa, die die Überfälle mit dem Handy aufgenommen und die Videos ins Internet gestellt hatte, wurden freigesprochen.
Bandenführer Artur Ryno. Foto: Magazin "Ogonjok"
Vor Gericht standen keine Kinder von Arbeitslosen, sondern Studenten von Moskauer Fachhochschulen und Universitäten. Ihre Eltern gehören zur russischen Intelligenz. Der Prozess gegen die Skinhead-Gruppe von Artur Ryno zeigt, wie weit ausländerfeindliche Gewalt in die Mitte der russischen Gesellschaft vorgedrungen ist.Als der Richter Pjotr Schtunder das Urteil verlas, standen die Angeklagten mit kurzgeschorenen Köpfen und grimmigen Gesichtern in dem Glaskäfig des Moskauer Stadtgerichts. Einige Angeklagte trugen einen Mundschutz aus Papier, andere unterhielten sich lächelnd. Die Skinheads fühlen sich als Helden. Artur Ryno hatte sich nach der Verhaftung zu 37 Morden bekannt, mehr als die Ermittlungsbehörden ihm vorwarfen. Die Mitglieder der Moskauer Skinhead-Szene konkurrieren seit einiger Zeit um die schrecklichsten und die meisten Morde an Ausländern. Die Ergebnisse der Überfälle werden stolz im Internet präsentiert.Der Verteidiger von Artur Ryno äußerte sich zufrieden über das Urteil, weil eine lebenslange Haftstrafe für seinen Mandanten nicht verhängt worden sei. Während des Prozesses stellte sich heraus, das der Vater von Artur Ryno zu einer im russischen Fernen Osten lebenden Minderheit, den Tschuktschen, gehört. „Mein Vater hat die Familie verlassen, die Mutter war ständig auf der Arbeit. Die Nachbarn in der Gemeinschaftswohnung, in der ich wohnte, waren Kaukasier, mit denen ich ständig Konflikte hatte“, berichtete Banden-Führer Ryno, der seit dem Alter von drei Jahren allein von seiner Mutter, der Russin Swetlana, großgezogen wurde.
Der Überfall auf den armenischen Geschäftsmann Karen Abramjan, von einer Video-Kamera festgehalten. Foto: Magazin "Ogonjok"
Mit den Morden an Asiaten und Kaukasiern wollte die konspirativ arbeitende Gruppe eine Panik unter den etwa zwei Millionen Migranten in Moskau auslösen. Als die Medien nicht über ihre Überfälle berichteten, seien sie dazu übergegangen, mehrere Morde am Tag zu begehen, berichteten die Skinheads vor Gericht.
ENDE
Nachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0