GASPROM-RUBEL ROLLEN IN DIE BUNDESLIGA
Egal wie das Spiel Zenit St. Petersburg gegen Bayern München ausgeht – der deutsche Fußball erhält eine Millionen-Spritze aus Russland(n-ost) - Ganz egal, ob der FC Bayern am Donnerstag gegen den amtierenden russischen Meister Zenit St. Petersburg ins Uefa-Cup-Finale einziehen wird oder nicht – für die Deutsche Fußball Liga (DFL) rollt der Rubel: Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, steht die DFL kurz vor Abschluss eines Vertrages über die Nutzung der Bundesligafernsehrechte in Russland. Für die Bundesliga ist das ein großer Erfolg, weil die Liga im internationalen Wettbewerb mit den Erlösen aus ihrem Auslandsgeschäft (20 Millionen Euro jährlich) bislang auch wirtschaftlich zweitklassig war. Gegen die englische „Premier League“ (187 Millionen Euro) ist man chancenlos, und gegen die italienische „Serie A“ (60 Millionen), sowie die spanische „Primera Division“ (60 Millionen) zumindest abgehängt. Da kommt der Deal mit Russland, der die jährlichen Einnahmen auf 40 Millionen Euro hochschnellen lässt, gerade recht.Einzelheiten über das Russlandgeschäft wollte Jörg Daubitzer, der Direktor für Rechte und Lizenzvertrieb der DLF, noch keine nennen. Allerdings sei Schalke 04 bei dessen Zustandekommen „ein wichtiges Element gewesen“. Seit der Revier-Club im Winter 2006 einen hoch dotierten Sponsorenvertrag mit dem russischen Erdgasmonopolisten Gasprom geschlossen hat, wird die DLF zunehmend für Russen interessant. Der staatliche Mischkonzern ist auch im Fernsehgeschäft über die Tochter Gasprom-Media stark engagiert. Es ist davon auszugehen, dass dort auch die künftigen Nutzer der Bundesligarechte sitzen.Und am Ende dürften die Bayern davon am meisten profitieren. Denn auf die wartet als erfolgreichster Club der größte Teil aus dem Geschäft mit den Bundesligarechten. Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte erst vor einigen Wochen öffentlich angemahnt, dass die Bundesligaclubs nur dann international wettbewerbsfähig seien, wenn die Auslandsvermarktung der Liga mehr Geld abwirft als bisher. „Und natürlich helfen uns die europäischen Erfolge der Bundesliga bei diesen Bemühungen“, sagt Daubitzer, der auch deshalb den Bayern als letztem deutschem Club im internationalen Wettbewerb in St. Petersburg die Daumen drückt.Unterdessen profitiert Gasprom von der breiten Medienpräsenz in Deutschland. Für die Russen, denen es um das Geschäft mit der kommunalen Energieversorgung in Deutschland geht, ist die laufende Saison außerordentlich erfolgreich: Immerhin spielte Zenit mit dem Schriftzug „Gasprom“ auf der Brust vor dem Halbfinaleinzug bereits gegen Nürnberg und Leverkusen. Und Schalke schaffte es in den Gasprom-Trikots ins publikumswirksame Viertelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona.Das alles ist gut für die Beziehungspflege, von der Schalkes Aufsichtsratschef und Fleischfabrikant Clemens Tönnies am meisten versteht. Seit Jahren exportiert der „Kotlett-Kaiser von Schalke“ (Bild) Frischfleisch nach Russland. Auch über eine Niederlassung in St. Petersburg, wo Schalke mit reichlich Tam Tam im vergangenen Jahr einen Fanshop eröffnet hat. Wie die deutsch-russische Zusammenarbeit funktioniert, interessiert nun auch die DFL, die ihrerseits einen ihrer Trainees zur Ausbildung nach Schalke geschickt hat. „Unterdessen hatten wir eine Hospitantin aus der Geschäftsstelle von Zenit hier bei uns in Frankfurt“, sagt Daubitzer.Leute, die in Deutschland mit Russland Energiegeschäfte machen, kommentieren die wachsende Verbindung von Gasprom mit dem deutschen Fußballgeschäft hinter vorgehaltener Hand als „totale Durchdringung verschiedener gesellschaftlicher Bereiche – fast so wie in Russland“, wo der ehemalige Gasprom-Aufsichtsratschef Dimitrij Medwedew als designierter Präsident schon feststeht. Vom „sportlichen Austausch“ dagegen, den Tönnies nach Abschluss des Gasprom-Vertrages angekündigt hat, ist bislang nicht viel zu sehen. Zu Beginn ein Freundschaftsspiel gegen Zenit auf Schalke, später eines der U17-Mannschaften beider Clubs. Und schließlich eine gemeinsame Pressereise mit gefälligen deutschen Sportjournalisten – auf Gasprom-Kosten - zu den Gasfeldern nach Sibirien, bei der nicht einmal die ARD-Sportschau drehen durfte. Die einzigen Bilder kamen seinerzeit von Schalke-TV, weil Gasprom neben Erdgas und Fußball auch gerne Bilder kontrolliert.Zumindest die Bilder, die Sat.1 am Donnerstag aus dem St.Petersburger Petrowskiy Stadion übertragen wird, sind frei. Auch das Ergebnis ist offen.EndeNachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 30 83 11 87