Russland

"Bibigon" soll russische Kinder begeistern

Auf Initiative von Präsident Putin startet das russische Fernsehen ein Kinderprogramm - erst jetztMoskau (n-ost) - Kaum zu glauben aber wahr: Erst jetzt startete in Russland ein eigenes Fernsehprogramm für Kinder. Das Kinder-Programm mit dem Namen "Bibigon" wurde nach dem Helden des russischen Kinder-Schriftstellers Kornej Tschukowski (1882-1969) benannt. Der Autor nannte so einen Däumling. Kreml-Chef Putin persönlich soll das neue Kinder-Programm initiiert haben."Bibigon" hat noch keinen eigenen Kanal und ist vorläufig bei den drei Staatskanälen "Rossija", "Kultura" und "Sport" zu Gast. Langfristig soll das Kinder-Programm, das mit einem Budget von 29 Millionen Euro ausgestattet wurde, eine eigene Sendefrequenz bekommen. Das Geld wurde nach Angaben von Fernseh-Chef Oleg Dobrodejew aus Werbeeinnahmen erwirtschaftet.Traumberuf ProstituierteIn den wilden 90er Jahren gaben russische Kinder und Jugendliche als Traumberuf noch Prostituierte und Mafiosi an. Inzwischen hat die Jugend wieder der Lerneifer gepackt. Doch gerade für Kinder aus einfachen Familien gibt es bisher kaum außerschulische Spiel- und Bildungsangebote."Wir wollen einen wirklich guten Fernsehkanal machen, der gerne gesehen wird", erklärte Chefproduzent Aleksandr Gurewitsch. Die Hauptaufgabe des Programms sei es, die Kinder ruhiger zu machen. Den jungen Zuschauern sollen "angenehme Vorbilder" gezeigt, der richtige Gebrauch der russischen Sprache, die Liebe zum Sport und Wissen vermittelt werden.Großer Bedarf an außerschulischer BildungDass Russland mit seinem Kinder-Fernsehen, so lange brauchte, ist kaum verständlich, ist der Bedarf an einem solchen Kinderprogramm angesichts eines nicht gerade kinderfreundlichen Alltags, großer sozialer Probleme und vieler zerrütteter Familien doch besonders groß.Das vollständige Bibigon-Programm von 19 Stunden täglich, können bisher nur die 560.000 Abonnenten des Satelliten-Kanals NTW Plus sehen. Zusätzlich wird das Programm fünf Stunden täglich auf drei-Staats-Kanälen gezeigt.Jeder Kanal bringt das Kinderprogramm auf seine Art. Auf dem Kanal "Sport" gibt es Gymnastik und Wettkämpfe für Kinder. Der Kanal "Rossija" zeigt unter dem Label "Bibigon" Serien und Wissens-Wettbewerbe und der Kanal "Kultura" bringt Wissens-Programme.Wie Oleg Dobrodejew, Direktor des Russischen Fernsehgesellschaft WGTRK, erklärte, ist das neue Kinder-Programm für den Kanal "Rossija" ein echtes Opfer, weil man in der Prime Time am Sonnabend Zuschauer verliere. "Aber wir machen eine globale Investition in unsere Zukunft", erklärte der Fernsehchef gegenüber der "Rossijskaja Gaseta".Legendäre Filme aus den USA zurückgekauft65 Prozent der im neuen Kinderprogramm gezeigten Filme sollen aus Russland kommen, 35 Prozent aus dem Ausland. Die Kinder bekommen englische Safari-Filme und alte Superman-Streifen zu sehen.Starthilfe für "Bibigon" kam von dem russischen Milliardär Alischer Usmanow. Er kaufte jetzt von der US-Firma "Films By Jove" (Inhaber Oleg Widow) 547 sowjetische Zeichentrickfilme zurück, die diese 1992 von "Sojusmultfilm" erworben hatte, und übergab sie unentgeltlich dem neuen Kinderprogramm. Auch andere russische Milliardäre sponserten schon soziale und kulturelle Projekte, offenbar eine Geste der Ehrerbietung gegenüber dem Kreml.Usmanow, der vor kurzem auch die liberale Zeitung "Kommersant" gekauft hatte, ist Generaldirektor der Gasprom-Tochterfirma "Gasprominvestholding". Über den Kaufpreis der alten sowjetischen Zeichentrickfilme wurden keine Angaben gemacht. Nach Meinung von Experten lag der Preis für die insgesamt 300 Stunden Film zwischen fünf bis zehn Millionen Dollar. Zu den zurück gekauften Filme gehören auch in Russland legendäre Zeichentrickfilme über Tscheburaschka und das Krokodil Gena, die "Schneekönigin" und "Das Märchen vom Zar Saltan."ENDE---------------------------------------------------------------------------
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Ulrich Heyden


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