Platz an der Sonne zu verkaufen
Rosa, gelb und lindgrün: Fröhliche Farben haben die Neubauten, die in Varna aus dem Boden sprießen. Die Schwarzmeerstadt wird in Bulgarien gerne als "heimliche Hauptstadt" bezeichnet. Nicht zu unrecht, was etwa Immobilien betrifft. Der Quadratmeterpreis von Neubauwohnungen in zentraler Lage gleicht dem Zentrum von Sofia: Bis zu 1500 Euro pro Quadratmeter muss man ablegen.
Wohnungen am sonnigen Strand zu verkaufen. / Jutta Sommerbauer, n-ost
Das Geschäft mit Immobilien boomt an der gesamten Schwarzmeerküste. Seit einigen Jahren erleben vor allem die Ferienimmobilien - Apartments, Villen und Ferienhäuser - einen großen Zulauf von ausländischen Kunden. Die Käufer seien mehrheitlich Russen und Briten, berichtet Ilian Amerikanski, Mitarbeiter der Agentur "RK Real". Die Firma hat zwar auch eine deutschsprachige Version ihrer Website - doch deutschsprachige Kunden seien noch rar. "Eines der Probleme ist die Sprachbarriere. Die meisten Firmen arbeiten auf Englisch und Russisch."
Verständigungsprobleme mit seinen Kunden hat Rainer Luplow nicht. Der gebürtige Deutsche ist seit sechs Jahren in Varna als Makler tätig. Dass deutsche Kunden beim Kauf in Bulgarien vorsichtig sind, weiß auch er. "Deutsche sind etwas durchgeknallt", macht sich Luplow über seine Landsleute lustig. "Sie brauchen beleuchtete Straßen und saubere Gehwege zum Grundstück. Strom, Wasser, Abwasser - alles soll vorhanden sein. Das findet man in Bulgarien höchst selten." Katja Zenova, Geschäftsführerin der Immobilienagentur "Address", hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Deutschen Kunden sei vor allem das Thema Sicherheit wichtig. "Wir müssen ihnen maßgeschneiderte Leistungen anbieten."
"Kostenpflichtiger Strand". / Jutta Sommerbauer, n-ost
Warum sich die Briten in den letzten Jahren mächtig in Bulgarien eingekauft haben, erklärt sich Luplow mit dem "Kolonialdenken" der Inselbewohner, die an vielen Orten der Welt "das Feld gepflügt" hätten. Zudem hätte ihnen eine riesige Marketingmaschinerie Bulgarien schmackhaft gemacht. Während sich die Briten auch gerne ein verfallenes Häuschen auf dem Land kaufen, um es selbst zu renovieren, sei das für Deutsche undenkbar. "Meerblick oder unmittelbare Meernähe ist ihnen sehr wichtig."
Zwar seien zu Jahresbeginn "erheblich mehr" Anfragen gekommen, doch die anfängliche Euphorie habe etwas nachgelassen. Schuld daran ist laut Luplow das nicht gerade ausländerfreundliche Eigentumsrecht. Der Kauf von Apartments ist schon jetzt ohne Einschränkungen möglich. Probleme gibt es aber noch beim Landerwerb.Das einstige Verbot des Bodenerwerbs von Ausländern wurde zwar mit dem EU-Beitritt aufgehoben. Vor kurzem hat das bulgarische Parlament eine Gesetzesnovelle zum Eigentumsrecht verabschiedet.
Doch der Markt ist für ausländische Käufer nach wie vor durch Übergangsfristen beschränkt. EU- bzw. EWR-Bürger werden erst im Jahr 2012 Grund erwerben können, landwirtschaftliche Flächen und Wälder können frühestens ab 2014 gekauft werden. Einzig für EU-Ausländer mit Zweitwohnsitz - erhältlich ab fünf Jahren ständigem Aufenthalt - gelten diese Regelungen nicht. Sie haben schon jetzt die gleichen Rechte wie die Bulgaren. Ausländer konnten auch bislang das strenge Gesetz umgehen: Die Immobilienbüros behalfen sich mit der Gründung einer "bulgarischen Firma".
An dieser Praxis wird sich nichts ändern, so die Agenturen einstimmig. Nicht alle sind mit der neuen Regelung zufrieden: Abgeordnete der nationalistischen Partei "Ataka" beschworen in den Parlamentsdebatten den künftigen Ausverkauf Bulgariens herauf. Ein Scheingefecht, das außerdem zu spät komme, meint wiederum Rainer Luplow. "Sehen Sie sich den Küstenstreifen an", sagt er. "Da ist schon alles in ausländischer Hand."