Wer bezahlt die Milosevic-Beerdigung?
Zu Lebzeiten war Slobodan Milosevic dafür berüchtigt, Freund und Feind mit unerwarteten Manövern zu konfrontieren. Wie eine posthume Fortsetzung dieser Taktik muten die unerwartet hohen Rechnungen an, die in diesen Tagen in die Belgrader Zentrale der Sozialistischen Partei (SPS) flattern. Wer soll die bezahlen? Die Partei hat Mühe, ihre laufenden Kosten zu bestreiten, zumal die Republik Serbien nur geringe Wahlkampfkosten erstattet und der Milosevic-Partei immer wieder einmal die Konten blockiert. Nun soll diese 8,7 Millionen Dinar für das aufwendige Begräbnis ihres verblichenen Parteichefs locker machen, das sind umgerechnet 100.000 Euro oder knapp das knapp Vierfache dessen, was die Partei monatlich für Strom, Telefon und Angestelltenlöhne aufbringen muss. Die Hinterbliebenen Milosevics haben in der Zeit der Diktatur gut verdient und könnten die Rechnungen aus der Portokasse bezahlen, aber sie denken nicht daran.
Mladjan Dinkic, serbischer Finanzminister, hat in früheren Jahren viel Diensteifer darauf verwendet, das in zypriotischen Banken, in der Schweiz und anderswo versteckte Vermögen des gestürzten Despoten Milosevic aufzuspüren und zurück zu holen. Bis zu 3,5 Milliarden Dollar soll sich der verstorbene Serben-Führer auf Kosten seines Volkes angeeignet haben, haben serbische und russische Experten errechnet. Diese Summe könnte Serbien gut gebrauchen, aber die Milosevic Witwe Mirjana Markovic tut alles, damit ihr Land leer ausgeht.
Selbst Zoran Andelkovic, SPS-Generalsekretär und einer von 22 SPS-Abgeordneten in der serbischen Skupschtina, ist schlecht auf die Witwe zu sprechen. Die serbische Regierung hatte es ihr sogar gestattet, aus ihrem Moskauer Exil zur Beerdigung nach Belgrad zu kommen und dafür einen Haftbefehl ausgesetzt. Das Belgrader Bezirksgericht verlangte von der Milosevic-Partei im Gegenzug 15.000 Euro Kaution. Die Sozialisten zapften in aller Eile ihre „betuchteren Mitglieder“ (wie Andelkovic sie nennt) an, um die Summe aufzubringen. Aber dann kam Markovic gar nicht zur Beerdigung, das Geld blieb in der Gerichtskasse. Der erste Verlust.
Weitere folgten: In Belgrad war für den heimgekehrten Toten eine Bühne aufgebaut worden, die mit 5000 Euro zu Buche schlägt, weitere 3.200 Euro gingen an eine Video-Firma, die den Trauerzug aufnahm, etwa 700 Euro erhielten Busfirmen, die Trauergäste aus Milosevics Heimatort Posharevac nach Belgrad und zurück brachten. Hinzu kommen Kosten für das Begräbnisunternehmen „Konkordija“ und für die Nutzung des Museums für die Geschichte Jugoslawiens im Belgrader Nobelviertel Dedinje, wo Milosevic zwei Tage aufgebahrt war. Nicht zu vergessen die Trauerfeier in Posharevac und der große Grabstein mit Goldbuchstaben. Und selbst Trauerkarten und die Straßenreinigung wurden der SPS in Rechnung gestellt, insgesamt addieren sich so 100.000 Euro zusammen.
Zum Vergleich: Ein durchschnittliches serbisches Monatseinkommen betrug im Februar 2006 19.600 Dinar, umgerechnet 226 Euro (87 Dinar = ein Euro). Serbien hat momentan eine Arbeitslosigkeit von etwa 30 Prozent. Wie mögen es die Menschen aufgenommen haben, dass das Begräbnis des Slobodan Milosevic 445 monatliche Durchschnittslöhne kostete?