Kroatien

Gib ihm Saures - Wundermittel gegen Kater

Dass der umgangssprachliche Kater in der lateinischen Fachsprache eigentlich Veisalgia heißt, ist am nächsten Morgen auch egal. Dann hämmert und pocht es unter der Schädeldecke und die Magengegend fährt Achterbahn. Rollmöpse und Alka Selzer haben sich in Deutschland seit Jahrzehnten bewährt. Doch wie bekämpfen eigentlich unsere osteuropäischen Nachbarn die Symptome einer Dehydrierung, wenn jede einzelne Körperzelle streikt?

In Slowenien gilt Schweinskopf-Suppe, in die kurz vor Ende der Kochzeit ein Glas Wein oder Essig gegeben wird, als wahres Wundermittel. Dass hat nun zumindest Spitzenkoch Slavko Adamlje während einer Sendung auf „Pop-TV“ beschwört. Als Alternative empfiehlt der Experte das Abkochen von 600 Gramm Schweinestelzen. In Rumänien schwören unterdessen viele Menschen auf saure Suppe „Ciorba de potroace“, die mit Sauerkrautsaft, Hähnchenschlegeln, Zwiebeln, Karotten und Suppengrün zubereitet wird. Auch in Russland hat sich „Rassol“, Suppe mit eingelegten Gurken oder Sauerkraut und Marinade am nächsten Tag bewährt, um das Hämmern im Kopf ein wenig zu dämpfen.

Überhaupt scheint Saures sowie das darin enthaltene Vitamin C ein globales Wundermittel im Kampf gegen den Kater zu sein: Eingemachte Gurken gibt es in Russland nicht nur zum Wodka, sondern auch öfter mal am Morgen danach. Und da Gurken ohne Wodka bekanntermaßen nur halb so gut schmecken, schließt sich der Teufelskreis meist recht schnell wieder. Da schnurrt der Kater. Doch auch dafür hält der Volksmund eine Rechtfertigung parat: Schließlich sollte man immer mit dem Getränk beginnen, mit dem man am Abend zuvor aufgehört hat – sofern man sich natürlich noch erinnern kann. Nicht selten wird in russischen Supermärkten „Tan“ verkauft, ein kaukasisches Sauermilchgetränk, das bereits auf der Plastikflasche die Bestätigung enthält, dass es hochwirksam sein muss: „Hilft gegen Kater“, so das Etikett.

In der Mongolei hat sich eine Hausspezialität durchgesetzt: Gesäuerte Schafsaugen, die nach einem Trinkgelage mit Tomatensaft serviert werden. Saures als Kater-Killer hat sich hingegen auch in Österreich bewährt: Viele Menschen schwören als Sauerkrautsaft als natürliches Gegenmittel.

Kraut scheint auch im Adrialand Kroatien der Schlüssel zum Glück zu sein, zumindest an den Festtagen: Hier beginnt bereits der Erste Weihnachtsfeiertag mit „Sarma“, gefüllten Krautwickeln. Der Kater heißt hier übrigens „Mamurluk“, ein türkisches Wort, dass sich über die Jahrhunderte gerettet hat. Und im Nachbarstaat Serbien empfiehlt das Onlineportal „Krstarica“ in der Rubrik „Der moderne Mann“ frischgepressten Orangensaft mit Wodka – davon würden selbst Tote auferstehen, heißt es. Auch in Polen ist Saft als Wunderwaffe sehr beliebt – allerdings Tomatensaft, vermutlich wegen des Kaliumgehalts. Denn Kater bedeutet oft auch Kaliummangel. Übrigens soll polnischer Wodka milder als russischer sein – vielleicht fällt der Kater dabei ganz anders aus?

Damit es jedoch erst gar nicht so weit kommt, gilt in Russland die Faustregel: „Senke niemals den Alkoholgrad“. In Deutschland wäre dies wohl vergleichbar mit dem prophylaktischen Spruch, Bier auf Wein doch lieber sein zu lassen. Einen Tipp zum Vorbeugen hält auch der österreichische Küchenchef Benedikt Morak parat, der seit Jahren in Moskau lebt: Einen Viertel Liter Sahne oder eine Dose Ölsardinen vor dem Zechgelage, das verwehre dem Alkohol das allzu schnelle Durchsickern durch Magen- und Darmschleimhaut. Dadurch dauere es länger, bis man betrunken werde. Der Nachteil: Auch das Ausnüchtern gehe dann nicht unbedingt allzu flott, so Morak. Doch letztlich gilt immer: „Es gibt kein Mittel das hilft – wenn man einen Kater hat, dann hat man einen“, sagt Morak.


Weitere Artikel