Weihnachten in der alten Hansestadt Danzig
Danzig (n-ost) – Romantisch ist die Altstadt der alten Hansestadt Danzig selbst im Hochsommer - aber erst zur Weihnachtszeit entfalten die engen Kopfsteinpflastergassen ihren vollen Charme. Die ganze Stadt ist dann feierlich geschmückt. Auf den Bäumen entlang der Hauptstrasse leuchten kleine bunte Lampen. Auch die Ladenfenster sind reich dekoriert. Auf der Ulica Dluga, der Langen Gasse im Herzen der romantischen Danziger Altstadt, steht unweit des berühmten Neptunbrunnens, ein Weihnachtsbaum, der 20 Meter hoch ist und mit zehntausend Lampen beleuchtet wird, wie Maciej Turnowiecki vom Danziger Magistrat stolz vorrechnet.
Der Weihnachtsbaum ist wie in Deutschland auch ein unverzichtbares Element in jedem polnischen Haus. Nach der christlichen Tradition wird er von der ganzen Familie am Heiligen Abend mit bunten Glaskugeln und Weihnachtsfiguren reich geschmückt. Vor allem handgemalte Christbaumkugeln seien in diesem Jahr sehr gefragt, erzählt Marzena Borowicka, Verkäuferin in einem Danziger Einkaufszentrum. „Viele suchen nach Glaskugeln mit der Heiligen Familie und der Krippe.“ Die Polen kaufen auch gern kleine Schneemänner, Nikolausfiguren und dekorative Kerzen. Was in Deutschland längst als kitschig gilt, hat für die überwiegend katholischen Polen immer noch eine große Bedeutung: Darstellungen der heiligen Familie und Jesusfiguren in allen Variationen.
Nicht nur der Weihnachtsbaum, das ganze Haus sollte in Polen nach christlicher Tradition geschmückt werden. Der Heilige Abend ist für die Polen eine große Zeremonie. Ein Familientag. Die ganze Familie trifft sich. Und für diejenigen, die nicht kommen können, oder für Fremde, die überraschend anklopfen, wird am Tisch ein freier Platz gelassen. „Dieses freie Essbesteck gilt auch als Symbol für Familienmitglieder, die gestorben sind“, erzählt Jerzy Kownacki, ein Danziger Priester. „Im Westen Polens stellt man zu ihrem Gedenken auch eine Kerze ins Fenster. Sie soll den Weg nach Hause zeigen.“ Als Erinnerung an die Umstände von Jesu Geburt lege man zudem Heu unter die Tischdecke.
Erst wenn der erste Stern am Himmel entdeckt wird, kann die größte christliche Feier beginnen. Nach alter Tradition bricht der Herr des Hauses eine große Oblate und teilt sie an die Familienmitglieder auf. Daraufhin gibt sich die Familienmitglieder wechselseitig ein Stück von der Oblate zu essen und begleiten dies mit guten Wünschen zum neuen Jahr. Danach erst beginnt das Abendessen.
Das Essen am Heiligenabend muss aus zwölf Fastengerichten bestehen. „Zu den polnischen Spezialitäten zählen vor allem die Suppen“, sagt Lech Liczbanski, Chefkoch im bekannten Danziger Hotel „Hevelius“. Nach polnischer Tradition sollte man Rote-Bete-Suppe mit kleinen Schneckennudeln vorbereiten. Es werden auch drei oder vier Fischsorten serviert. Der Chefkoch empfiehlt Karpfen auf jüdische Art in Sahnesoße, Forelle oder Lachs, gefüllt mit Gemüse und Pilzen. Es werden auch polnische Pierogi gegessen, also Teigtaschen mit Sauerkraut und Pilzen.
Auch die polnischen Bäcker bereiten sich speziell auf Weihnachten vor. Eine große Auswahl an Gebäck wird angeboten. Die polnische Tradition sieht vor, dass der Teig viel Backobst enthalten sollte. Chefkoch Liczbanski backt jedes Jahr Mohnrouladen, Apfel- und Quarkstrudel und den traditionellen Käse- und Apfelkuchen. Zudem empfiehlt er Plätzchen aus Mürbeteig, die mit Mohn oder Obst gefüllt sind oder Honigkuchen. Dazu wird Obstkompott gereicht.
Die letzten Vorbereitungen für den Heiligen Abend sind in Danzig in vollem Gange. Vergessliche kaufen schnell noch die letzten Geschenke für die Verwandten auf dem Weihnachtsmarkt und alle Danziger eint die große Sehnsucht nach weißen Weihnachten…
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