Europa trifft sich in Zagreb
„Tag eins in Europa“ titelte eine der führenden kroatischen Tageszeitungen vergangene Woche, nachdem aus Brüssel das O.K. zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union kam. Das neu gewonnene Selbstvertrauen Kroatiens dürfte ab Donnerstag sich noch verstärken, wenn Präsident Stipe Mesic 17 Präsidenten mittel- und südeuropäischer Staaten drei Tage lang in Zagreb empfangen wird.
Im Mittelpunkt des hochkarätigen Treffens, an dem auch Bundespräsident Horst Köhler teilnimmt, steht der Prozess der EU-Integration. Zudem wird nach dem optimalen Sozial- und Wirtschaftsmodell für Europa gesucht.
Angekündigt haben sich neben Köhler die Staatschefs von EU-Mitgliedsländern wie Italien, Tschechien, Ungarn, Polen, der Slowakei und Slowenien. Auch der Österreichische Präsident Heinz Fischer wird in der kroatischen Hauptstadt erwartet. Vertreten sein werden auch die Präsidenten der EU-Beitrittskandidaten Bulgarien und Rumänien, ebenso wie Staatsoberhäupter von Ländern in der Region, denen die Tür zur europäischen Staatengemeinschaft vorerst noch verschlossen bleibt. Dazu gehören Albanien, Serbien-Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Makedonien, Moldawien und die Ukraine.
Das Treffen der 17 europäischen Präsidenten ist nach dem EU-Summit vom Herbst 2000 die größte Veranstaltung dieser Art in dem jungen Adriastaat, der vor nunmehr 14 Jahren seine Unabhängigkeit erklärt hat. Politische Beobachter hoffen, dass das Treffen eine große Chance sein wird, den kroatischen Standpunkt im Hinblick auf die EU und die Zusammenarbeit in der Region deutlich zu machen.
Zagreb ist eine beschauliche Stadt mit 780.000 Einwohnern, in der alte Habsburger Baumeister ihre architektonischen Spuren hinterlassen haben. Eine Untergrundbahn gibt es nicht, stattdessen bahnt sich die Tram ihren Weg entlang stark befahrener Autostraßen. Schon jetzt befürchten Experten einen Verkehrskollaps während des dreitägigen Summits, da viele Straßen im Zentrum gesperrt werden sollen.
Der Summit könnte zu einer weiteren Popularität Kroatiens im Ausland beitragen, hoffen Tourismus-Experten. In diesem Jahr verzeichnet das Land einen einzigartigen Besucherrekord: Der zehnmillionste Tourist wird bis Jahresende erwartet, zudem wurden mehr als 50 Millionen Übernachtungen registriert. Spitzenreiter sind Gäste aus Deutschland: 1,4 Millionen Besucher haben den Küstenstaat in diesem Jahr für sich entdeckt.