Proteste gegen Plakat „Tanzen macht frei“
Zielona Gora (n-ost) – Für scharfe Proteste aus Polen hat die holländische Werbung für eine Technoparty gesorgt. In einem Internet-Werbeclip für eine Veranstaltung mit dem Namen „Housewitz“ ist das Eingangstor des Konzentrationslagers Dachau zu sehen. Dabei wurde der Nazi-Schriftzug „Arbeit macht frei“ zu „Tanzen macht Frei“ verändert. Außerdem sind Szenen von Gaskammern aus dem KZ Dachau zu sehen, die mit dem Satz „kostenlose warme Dusche“ kommentiert wurden. Leichenberge sind zu sehen, Information über Zugverbindungen für die Partyteilnehmer wurden mit einem Foto von einem Menschentransport an der Rampe in Auschwitz verknüpft und Nazi-Offiziere werden als DJs vorgestellt. Der Kurzfilm wurde über eine holländische Internet-Seite verbreitet, konnte aber auch über polnische und angeblich auch über deutsche Seiten herunter geladen werden.
Obwohl die Party schon im Mai stattgefunden hat, zirkulieren im Internet immer noch Einladungen zur Techno-Veranstaltung. Offenbar nutzen Rechtsextreme den Clip, um die Opfer des Holocaust zu verhöhnen. Vor allem an polnische Adressen wurden Mails mit der Aufforderung versandt, sich den Clip im Internet anzusehen. Der Werbeclip hat eine Dauer von etwa drei Minuten und ist mit zynischen Kommentaren unterlegt. Sogar die Stimme Adolf Hitlers ist zu hören.
Nachdem holländische Staatsanwälte die Ermittlungen gegen den holländischen Filmautor Dicky Thijssen eingestellt haben, fordert Polen erneut eine Untersuchung des Falles. Das Polnische Institut für Erinnerung und das polnische Außenministerium sind aktiv geworden. Polens Außenminister Adam Rotfeld (67) hat selbst nur mit großem Glück den Holocaust überlebt. Seine jüdischen Eltern starben bei einem Massaker von Nazis auf dem Gebiet der heutigen Ukraine.
Nach Intervention aus Polen und Israel kündigte die niederländische Staatsanwaltschaft Ende letzter Woche ein zweites Strafverfahren an. „Der Staatsanwalt hat den Videofilm bereits vor einigen Wochen gesehen“, erklärte der Pressesprecher der holländischer Staatsanwaltschaft Robert Meulenbrock aus Amsterdam. Damals hatte sich das Niederländische Büro für Beschwerden gegen Diskriminierungen im Internet (MDI) gegen den Film beschwert. Die niederländische Staatsanwaltschaft kam jedoch zu dem Ergebnis, dass der Film nicht rechtlich zu beanstanden sei und hatte keine Schritte gegen den Autor eingeleitet. „Wir können nicht garantieren, dass der Staatsanwalt seine Meinung ändern wird“, kommentierte der Pressesprecher die Wiederaufnahme des Verfahrens. Gleichzeitig untersucht die polnische Staatsanwaltschaft in Warschau, ob sich der Filmautor nach polnischem Recht strafbar gemacht hat.
Der Präsident der polnischen jüdischen Gemeinden, Piotr Kadlcik, nannte den Film „das Werk eines Psychopaten“. Und der Pressesprecher der israelischen Botschaft in Warschau, Michał Sobelman, kommentierte: „Diese Werbung ist pervers.“ Ein Sprecher des Simon Wiesenthal Zentrums in Wien sagte, dass die Grenzen der Ausdrucksfreiheit hier klar überschritten worden seien und dass „ein Grad nie dagewesener Obszönität“ erreicht worden sei. Vertreter der polnischen Gedenkstätte Auschwitz beschwerten sich in der niederländischen Botschaft in Warschau.
Nach den heftigen Beschwerden verschwand der Link zum Videoclip von einigen Internetseiten. Auf der holländischen Seite www.greenstijl.nl, die den Clip lange verbreitet hatte, ist nach den Protesten folgendes zu lesen: „Wir begrüßen herzlich die lieben Gäste aus Polen. Wahrscheinlich habt ihr von dem ekelhaften Film erfahren, der sich auf der Seite befand. Wir wollen euch informieren, dass wir nicht die Produzenten von dem schrecklichen Film sind (…) auf der Seite befand sich nur die Kopie.“ Diese habe man dokumentieren wollen, um damit auf die großen Lücken im holländischen Geschichtsunterricht den Zweiten Weltkrieg betreffend, aufmerksam zu machen.
Als Autor gilt der 22-jährige Ökonomie-Student Dicky Thijssen. Er soll sich für seinen Film so entschuldigt haben: „Dass ist nur schwarzer Humor und außerdem haben wir während des Konzerts die Opfer des Holocaust mit einer Schweigeminute geehrt. Sorry.“
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