Kiew total „verkrynert“
Millionen Österreicher fiebern heute Abend [Donnerstag] mit fünf jungen Musikern – Millionen Österreicher und gleichzeitig nicht wenige Ukrainer. Denn die Global Kryner, Österreichs Vertreter beim Halbfinale des Schlagerwettbewerbs Eurovision, haben während ihrer kurzen Zeit in Kiew schon so manches Herz erobert. „Ein Wahnsinnsgefühl war das, als die jungen Mädchen in der ersten Reihe weinten“, erzählt Klarinettist Christof Spörk über einen Auftritt der Global Kryner in der Kiewer Innenstadt. Die Band hatte extra das Gewinnerlied des Vorjahres einstudiert und „verkrynert“ – die „Wild Dances“ der Ukrainerin Ruslana.
Die internationalen Kritiker, die nach Kiew gekommen sind, haben keinen Zweifel: Heuer schickt Österreich einen ernstzunehmenden Kandidaten ins Rennen. „Ja, das Halbfinale überstehen wir, sonst wären wir sehr enttäuscht“, sagt die Sängerin Sabine Stieger kurz vor dem großen Auftritt. Da trifft es sich gut, dass Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, den Global Krynern entgegenkommt. Das sehe man schon an der Ethymologie, sagt Christian Spörk: In „Oberkrainer“ und in „Ukraine“ steckt die gleiche Wurzel – „kraina“, das Land am Rand.
Die Ukraine – das war für sie zunächst ein Land „ganz weit weg“, sagt Sabine Stieger. Aber mittlerweile hat es die Erwartungen der Sängerin weit übertreffen. „Größer, grüner, sauberer“ als erwartet sei Kiew. Und sicherer: Sie fürchte sich nicht, wenn sie um drei Uhr nachts alleine von der Diskothek „Europapark“ ins Hotel zurücklaufe. „Trotzdem brodelt es in der Stadt“, sagt Sabine. Man spüre „die Geburt einer Demokratie“, erklärt Christof Spörk die Stimmung. Die orangefarbene Revolution, die vor einem halben Jahr die Fälschung der Präsidentenwahl verhinderte, werde „in 50 oder 100 Jahren“ zum Gründungsmythos des ukrainischen Staates, sagt der gelernte Politologe.
Die Global Kryner überzeugten in Kiew nicht nur die Ukrainer, sondern auch andere Nationen. Ein spanischer Journalist etwa war baff, als Christian Spörk ihm fließend in seiner Landessprache antwortete. Thema der Frage waren natürlich der spanische Text im Kryner-Song „Y Asi“. „Meine Frau ist Kubanerin“, sagt Spörk, der sogar in Kuba studierte. Außerdem sei die Begeisterung für kubanische Musik den Liedern der Global Kryner ja anzuhören.
Besonderes Lob wurde der Band auch in der österreichischen Botschaft zuteil. Seine ganze Mannschaft sei schon total verkrynert, erklärte Botschafter Michael Miess beim Empfang für die Musiker – und berief sogleich einen „Kryner-Beauftragten oder Krynologen“ zur Betreuung der Band. Diesmal verzichteten die Musiker allerdings auf eine Hörprobe – Sängerin Sabine Stieger musste sich von den Auftritten auf Kiews Straßen erholen.
In Kiew waren die Global Kryner bisher stets die Ersten: Als erste Musiker flogen sie ein, als erste traten sie zu den Proben an. Trotzdem klappte alles. Als Erste wird die Band heute [Donnerstag] auch ihr Lied „Y Asi“ vortragen. Eigentlich nicht der beste Startplatz, sagt man, aber für die Fünf vielleicht ein gutes Omen.