Körperwelten-Macher jagt den Polen Angst ein
Sieniawa (n-ost). Der Initiator der umstrittenen Ausstellung "Körperwelten" Gunther von Hagens hat einen Hektar Land im westpolnischen Sieniawa (ca. 60 km von Cottbus entfernt) gekauft. Bis heute war der selbst ernannte "Plastinator" im Dorf noch nicht zu sehen, er plant aber, dorthin seine chinesischen Labors zur Leichenpräparierung zu verlegen. Der Gemeindevorsteher von Sieniawa Jan Dzyga gab an, der Vater Gunther von Hagens, der dessen Bevollmächtigter ist und fließend Polnisch spricht, führte bislang die Geschäfte vor Ort.
Die Ausstellung „Körperwelten“ war in den vergangenen zehn Jahren ein riesiger kommerzieller Erfolg und sorgte immer wieder für Diskussionen. Vor etwa einem Jahr hatte der SPIEGEL dem Anatomiekünstler Leichenhandel vorgeworfen. Für die Herstellung seiner Präparate hätte der auch Körper von in China hingerichteten Strafgefangenen verwendet. Über ein internationales Geflecht wickelte der Leichenfabrikant seine Geschäfte ab, inklusive Nummernkonto und Briefkastenfirmen im Steuerparadies Schweiz, berichtete der SPIEGEL im Januar 2004. Die Angestellten der Firma "Von Hagens Plastination Ltd." im chinesischen Dalian enthäuten und zerlegen Leichen in Akkord, um den Bedarf der spektakulären "Körperwelten"-Ausstellungen zu decken. In der Öffentlichkeit reichten seit der Eröffnung der Schau der konservierten Leichen im Jahre 1998 die Einschätzungen von „sensationell“ bis zum Vorwurf des „Leichenraubs“ und des „moralischen Sittenverfalls“. Die Ausstellung des „Dr. Tod“ – so die BILD-Zeitung – besuchten allein in Berlin vor vier Jahren täglich rund 7000 Menschen.
Im polnischen Sieniawa, wo jeder Dritte arbeitslos ist, sollen mit den Investitionen 300 Arbeitsplätze entstehen. "Von Hagens will aber, dass die Leute im Dorf mit entscheiden", so Dzyga. Deswegen sollen sie mit von Hagens sprechen können. Das erste Treffen plant der Gemeindevorsteher für April. Die Bewohner des Dorfes äußerten sich in der polnischen Tagesschau "Wiadomosci" TVP1 allerdings entsetzt über die Anwesenheit des Plastinators und seiner Leichen in ihrem Ort. Einige gaben an, sie fürchten um ihr Leben oder, dass es spuken werde.
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