Tschechien

Ein neues Haus für Gott

Das ist Idylle pur. Die Ruhe wird nur vom Nachbar gestört, der den Weg harkt. Aber sonst ist der Platz wie geschaffen für einen wie Karel Gott, um sich von einer schweren Krankheit und dem langsam wieder aufkommenden Stress des Showbusiness zu erholen. In dem verträumten Dorf Doubice mit knapp über 100 Einwohnern und mindestens doppelt so vielen Prager Wochendhäuslern will der berühmte Schlagerbarde in Zukunft fernab vom Rummel der Hauptstadt seine letzten Jahre genießen.

Sein Grundstück liegt etwas erhöht am Ende des Dorfes, der Blick schweift zur Böhmischen Schweiz. Das sächsische Hinterhermsdorf liegt nur zwölf Kilometer entfernt. Auf der Wiese ist binnen weniger Wochen ein Rohbau in Holz- und Ziegelbauweise entstanden. Auf den ersten Blick erinnert er entfernt an die typischen Fachwerkhäuser im Dorf. Doch es ist deutlich größer. Und was auf dem Dach wie Schindeln aussieht, ist reiner Kunststoff.


Für so einen Massenansturm ist das Dorf nicht ausgelegt

„Ich verstehe nicht, warum er sich nicht gleich ein schönes altes Haus gekauft hat“, meint ein Tourist aus der Slowakei, der Gotts künftigen Landsitz interessiert begutachtet. Damit ist er nicht allein. Seit Ende Mai bekannt wurde, dass der Meister hier sein Wochenendhaus plant, ist die Baustelle zu einer regelrechten Pilgerstätte geworden.

Doubice ist als Prager Sommerfrische bekannt. Ein Tante-Emma-Laden und eine zum Konzertklub umfunktionierte Nietenfabrik zeigen überdies, dass die Dorfgemeinschaft intakt ist. Doch die wird derzeit auf eine ernste Probe gestellt. „Traditionell kommen Touristen wegen der Naturdenkmäler Prebischtor und Edmundklamm in die Böhmische Schweiz. Für so einen Massenansturm wäre das Dorf gar nicht ausgelegt, sollte Doubice tatsächlich zur neuen Attraktion werden“, sagt Martin Schulz, der seit Jahren hier lebt.

Er ist der einzige aus dem Ort, der an diesem Tag mit der Presse spricht. Alle anderen winken genervt ab oder sind nicht zu sehen. Sie haben genug vom Medienrummel und den Autos, die die Straßen zuparken. Was soll erst werden, wenn Gott wirklich hier lebt und auch die zahllosen Fans aus dem nahen Deutschland ins Dorf einfallen, fragt sich nicht nur Schulz.


„Vollkommen geheilt“

Dabei zieht der Sänger von Hits wie „Biene Maja“ und „Babicka“ gerade wegen der Ruhe hierher, wie er bei seinem ersten TV-Auftritt nach der Krankheit betonte. „Ich wollte immer eine Hütte in den Bergen haben, um mich dort zu verkriechen, zu malen, über das Leben nachzudenken und auszuruhen.“ Der 77-jährige zeigte sich dabei in bester Verfassung.

Es war das erste Mal, dass er einräumte, der Besitzer des Hauses zu sein. Am Bauzaun steht der Name seiner Schwiegermutter. Das 7.000 Quadratmeter große Grundstück für über eine Viertel Million Euro kaufte er vor mehr als einem Jahr. Dann kam der Krebs. Doch nun strotzt Gott wieder voller Pläne. „Ich bin vollkommen geheilt“, sagte er im tschechischen Fernsehen. Der Tscheche, bei dem 2015 ein Lymphkrebs festgestellt worden war, denkt bereits wieder ans Auftreten: „Ich will zurück auf die Bühne“, so der beliebte Tenor.

Sein Sommerhaus soll Ende September fertig sein. Vielleicht kann er seine geplagten Nachbarn ja mit seinem innigsten Wunsch versöhnen: Er will seine Rückkehr auf die Bühne nicht mit Pomp, sondern in einem kleinen Klub feiern. Das könnte er mit einem Konzert nur für die Doubicer in der alten Nietenfabrik ganz einfach haben.

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Quellen:

http://www.ceskatelevize.cz/porady/10090925908-vsechnoparty/
Gespräche mit Dorfbewohner, Tourist und Bauarbeitern


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