Essen, Schlafen, Weiterkommen

„Eine Familie aus Afghanistan hat Wildkräuter gesammelt und kocht sie über dem Feuer. Eine andere konnte mit Glück im Dorfladen von Idomeni ein paar Tomaten erstehen. Zwei junge Männer aus Syrien kochen sich einen Kaffee.

Das Essen in den Plastikbehältern stammt von Hilfsorganisationen und Aktivisten. Die Flüchtlinge müssen dafür jeden Tag stundenlang anstehen. Unterstützung kommt auch von den Dorfbewohnern aus Idomeni. Immer wieder kommen sie vorbei und bringen Lebensmittel mit, zum Beispiel einen Sack Kartoffeln.“

„Zelte gibt es in Idomeni längst nicht für alle. Vielen bleiben nur die grauen Decken, die das UN-Flüchtlingshilfswerk austeilt. Ich fotografierte die Nachtlager kurz nachdem die Menschen aufgestanden sind – und bevor sie die regennassen Decken zum Trocknen über die Bäume gehängt haben.

Zum Wärmen brennen nachts viele Lagerfeuer. Doch aufgrund des ständigen Regens gibt es kaum noch trockenes Holz. Einige Menschen verbrennen deswegen Plastik und Decken. Andere schlafen in großen Gruppen, um nicht zu frieren.“

„Vor den Zelten in Idomeni stapeln sich Schuhe der Flüchtlinge. Sie lassen erahnen, welchen anstrengenden und kräftezehrenden Weg die Menschen hinter sich haben. Am schlimmsten war es für mich zu sehen, wie viele Kinderschuhe darunter sind.

Die Menschen im Camp waren überhaupt nicht verwundert, als ich sie gefragt habe, ob ich ihre Schuhe fotografieren darf. Sie sind für sie überlebenswichtig: Mit diesen Schuhen haben sie bereits tausende Kilometer zurückgelegt und haben noch weite Strecken vor sich. Nur wenn sie im Zelt sind und sich ausruhen, ziehen sie die Schuhe aus“.

Florian Bachmeier ist Reportagefotograf mit Schwerpunkt Osteuropa. Vom 3. bis 12. März 2016 hat er das Flüchtlingscamp in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze besucht und neben Fotos für eine Reportage diese Bildtableaus mitgebracht. Er ist häufig in die Ukraine gereist und hat dort unter anderem im Konfliktgebiet im Donbass fotografiert.

Protokoll: Tilman Schächtele