Polen

Faszination der Extremsportart Eissegeln-Masurische Segler sind in der Weltspitze

Faszination der Extremsportart Eissegeln
Masurische Segler sind in der Weltspitze

Olsztyn (n-ost). Wenn in Masuren im Januar die Temperaturen ins zweistellige Minus stürzen, bissige Ostwinde den Menschen an den warmen Ofen treiben, dann sind die Eissegler in ihrem Element. Rund 3000 Seen gibt es im Nordosten Polens. Sind sie mit einer mindestens zehn Zentimeter dicken Eisschicht bedeckt, dann raffen die Extremsportler ihre Segel und gehen aufs Eis. Einer der besten von ihnen ist Karol Jablonski. Seine Bilanz im Eissegeln ist beeindruckend: Siebenfacher Weltmeister, viermal Vizeweltmeister, dazu mehrere Male Europameister.
Faszination Eissegeln. „Wenn man sich mit einer Geschwindigkeit bis zu 150 Stundenkilometern mit den Kräften der Natur misst, dann ist man wie im Rausch“, sagt Jablonski, der seit dem achten Lebensjahr segelt. Sein Revier sind die großen masurischen Seen wie der Sniardysee oder der Niegocin. Gizycko, Mikolajki, Olsztyn oder Mragowo heißen die Zentren, in denen Sommer wie Winter um die Wette gesegelt wird.
Der 41-Jährige, der wie so viele Masuren die deutsche und die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, lernt das Segeln bei Baza Mragowo, danach Aufnahme in die polnische Juniorenmannschaft und Studium an der Danziger Sportakademie. 1986 übersiedelt Jablonski nach Deutschland, ein Sommer später ist er deutscher Meister im Yachtsegeln. 1993 zieht es ihn wieder in die Heimat zurück, im gleichen Jahr gelingt sein internationaler Durchbruch im Segeln. Er gewinnt als Steuermann der 50 Fuss Yacht ,,Container'' für Deutschland den Admirals Cup in England, danach Vizeweltmeister in der Klasse bis zu einer Tonne sowie Gewinn weitere wichtige Regatten. Im Winter 1992 beginnt er seinen Siegeszug auf den zugefrorenen Seen.
Der Reiz, im Winter „seine Grenzen zu entdecken“, es ist sein Antrieb. Minus zwölf Grad darf es laut Wettbewerbsreglement maximal sein, der kalte Wind, Schnee oder Regen geben ihr Übriges dazu, „nach zehn Minuten ist das Gesicht
vereist“. Da helfen auch warme Kleidung, Helm und Brille nicht viel. Deshalb dauern die einzelnen Wettfahrten nur maximal 30 Minuten. Anschließend Zeit auf Aufwärmen. Jedoch sei Eissegeln etwa im Vergleich zum Alpinen Skifahren eine sichere Sportart. Zwischenfälle wie bei den Ende Januar auf dem ungarischen Plattensee ausgetragenen Welt- und Europameisterschaften, als Stühle, Tische und Unterlagen der Schiedsrichter im vermeintlich sicheren Eis einbrachen und versanken, sind Ausnahmen.
Doch auch im Eissegeln geht nichts ohne die perfekte Ausrüstung. 15000 Euro kostet ein WM-taugliches Boot, je nach Beschaffenheit von Eis und Schnee sowie der Temperatur gibt es verschiedene Kufensätze. „Hightech muss sein“, stellt der Routinier klar, da nütze sonst die ganze Erfahrung und das Können nichts.
Eissegeln ist nicht zuletzt durch die Erfolge des Profiseglers Jablonski in Masuren und in Polen sehr populär. Der mehrfache Weltmeister ist Sportidol in einer Region, in der sonst kaum sportliche Helden gibt. „Masuren ist das Mekka der Segler“, sagt er. In Polen gibt es ihm zu Folge rund 500 Eissegler, einige von gehören zur Weltspitze. Bei der EM in Ungarn Ende Januar kamen vier Segler aus Ermland und Masuren unter die besten zehn. Vergangene Woche setzte Jablonski seinen Siegeszug fort. Auf dem brandenburgischen Scharmützelsee bei Berlin wurde er deutscher Meister. Polnischer Meister kann er werden, wenn der zweifache Familienvater die am 20. Februar in seiner masurischen Geburtsstadt Gizycko beginnenden Meisterschaften gewinnt. „Danach aber“, sagt er und das wettergegerbte Gesicht verzieht sich zu einem schelmischen Grinsen unter der amerikanischen Sportsmütze, „freue ich mich wieder auf die Sommersaison“.
Benjamin Haerdle

Info-Kasten: Eissegeln lernen in Masuren
Kälteunempfindliche und Natur begeisterte Sportfreaks können Eissegeln natürlich auch lernen. Das Hotel Caligula in Mikolajki am Sniardwysee organisiert Kurse und Privatlehrer und stellt Segelboote bereit. Verpflegung, Eissegler, Trainer und Service auf dem Eis kosten zum Beispiel 60 Euro pro Person/Tag.
Adresse: Hotelik Caligula – Mikołajki; Plac Handlowy 7, 11-730 Mikołajki; Tel. 0048 (87) 42 16 925; mobil: 0048 (0) 609 219 383, 0600 376 337.
Weitere Informationen in deutscher Sprache gibt es im Internet unter www.mikolajki.of.pl.
Alles über das Eissegeln finden Sie unter www.eissegeln.de.


Weitere Artikel