Bilder vom Schwarzen Meer
Auszug aus einer Rede zur Ausstellung der Bilder im Rahmen des Monats der Fotografie vom 31.10 - 14.11. in Berlin:
„Florian Bachmeier und Ramin Mazur reflektieren mit ihren Fotografien das Schwarze Meer. Der deutsche und der moldauische Fotograf empfinden, obwohl sie aus so weit voneinander entfernten Kulturkreisen kommen, den Schwarzmeerraum doch auf ähnliche Weise.
Einerseits bezeugen das Augenblicke voll trauriger Besinnung und geronnener Melancholie. In ihnen bricht sich eine übergreifende Schicksalsergebenheit Bahn, die sich aus jahrzehntealter Erfahrung der Bevormundung und Unterdrückung sowie materieller und geistiger Verwahrlosung durch die Obrigkeit speist.
Andererseits erkennen wir es, wenn wir sprachlos vor der Kargheit auf diesen Inseln des russisch-sowjetischen Archipels stehen und uns wundern, dass sie gerade in diesen Monaten vor unseren Augen aus der Versenkung aufgetaucht sind. Entlang der schönen Meeresküste blitzen in den Fotografien die gegenwärtigen Spannungen immer wieder auf: Der touristische Schatz, der unter Bettenburgen und Touristenmassen lange begraben liegt; Gewalt und frühere Verfolgungen, die das Leben der Menschen prägen, ob Sowjetnostalgiker, Krimtatar oder Altgläubiger.
Ist das Schwarze Meer also das Pontos Axe(i)nos aus der Antike – ein „ungastliches Meer“ ?
Zumindest Rumänien und Bulgarien versuchen eine andere Perspektive anzubieten, ihre Lösung sehen sie, trotz des Konfliktpotentials mit Russland, in der Förderung von Öl und Gas. Denn neben allen Spannungen zeigen uns die Bilder auch das: Eine Hoffnung, dass sich das ungastliche Pontos Axe(i)nos wieder in ein gastliches Schwarzes Meer verwandelt.“
Der bulgarische Publizist Milen Radev lebt seit 30 Jahren in Deutschland.