Bierboykott in Warschau
Wojciech Tochman gießt zusammen mit Freunden und Unterstützern Bier der Marke Ciechan in einen grauen Plastikkübel.
Diese Marke wurde bisher in dem Literaturcafe „Wrszenie Swiata“ ausgeschenkt und war sehr beliebt, fast so etwas wie ein Trendgetränk. Das ist jetzt Geschichte. Der Besitzer der Firma, die dieses Bier produziert, Mark Jakubiak, erregte nicht zum ersten Mal mit schwulenfeindlichen Äußerungen Aufsehen. Dieses Mal beleidigte er einen Boxer, der für einen natürlichen Umgang im oft homophoben Sportmillieu warb.
Das veranlasste Wojciech Tochman, Mitorganisator des Cafes dazu, den Vertrag mit der Braurerei zu kündigen und die letzten Flaschen vor Presse und Publikum auszugießen. Zu seiner Aktion sagte er ostpol: „Unser Cafe wird von einem Kollektiv aus Schriftstellern und Reportern geführt. Wir sollten reagieren, wenn sich jemand in solch diskriminierender Weise zu Wort meldet. Ich habe mir kurzerhand die Aktion überlegt und sie auf Facebook angekündigt“
Im stark katholisch geprägten Polen ist Homophobie immer noch ein Problem. Vor kurzem sagte z.B. der in Deutschland hochangesehene Lech Walesa: „Homosexuelle Abgeordnete sollten in den letzten Reihen und am besten hinter eine Mauer im Parlament sitzen, das wäre der ihnen nach dem Anteil in der Bevölkerung zustehende Platz".
Wojciech Tochman und seine 12.000 Facebook-Fans dagegen hoffen, daß es im gesellschaftlichen Miteinander keine Rolle mehr spielt, ob man homo- oder heterosexuell ist, und dass sich das Klima in Polen weiter zugunsten einer offenen und toleranten Gesellschaft verändert.
Inzwischen gibt es weitere Unterstützer der Aktion: das Cafe Kulturalna und der Club Chwila, beide im Zentrum Warschaus, schlossen sich der Aktion an und verbannten die Biermarke aus ihrem Sortiment.