Getarnt im deutschen Supermarkt
Polen produziert mit 2,9 Millionen Tonnen pro Jahr mehr Äpfel als Italien. Doch sie landen nicht in deutschen Supermärkten – zumindest nicht als ganze Frucht. „Die polnischen Äpfel reichen nicht an den westeuropäischen Standard heran“, erklärt Vaclav Ungr, ein Händler auf dem Berliner Großmarkt. „Sie sind zu holzig, oft ungewaschen und zu klein“, sagt der Fachmann, der sein Obst unter anderem aus Italien bezieht.
„Die Südländer bereiten ihre Früchte besser auf, indem sie sie waschen und in Plastikfolien liefern“, erklärt Ungr.
Die Polen brächten die Früchte dagegen nur in Pappkartons zum Großmarkt. „Sie verlangen dafür zwar nur 50 Cent pro Kilo Golden Delicious, das normalerweise 90 Cent kostet“, sagt der Händler. Aber das Auge esse eben mit.
Polnische Äpfel kommen trotzdem beim Verbraucher an – als Saft. „Apfelsaft und andere Fruchtsäfte gehörten 2013 zu den wichtigsten Produkten der gesamten Lebensmittel-Ausfuhren nach Deutschland“, erklärt Malgorzata Ksiazyk vom Warschauer Landwirtschaftsministerium.
Der Export von Lebensmitteln aus Polen nach Deutschland ist nach den ersten zehn Monaten 2013 im Vorjahresvergleich um 16 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gestiegen.
Dabei macht der Deutschland-Export ein Fünftel am Gesamtexport von Lebensmitteln aus. Und der Apfelsaft steht auf der Ausfuhrliste ganz oben. Das zeigt, wie wichtig das Business rund um diese Frucht mit dem westlichen Nachbarn für die polnische Landwirtschaft grundsätzlich ist. Doch als bloße Frucht geht der Apfel überwiegend nach Russland, in den Nahen Osten und Afrika.