Litauen

Die Glücksschmiede

Drei Brüder, eine Idee: Die Zwillinge Augustinas und Kristijonas, beide 29, und ihr Bruder Dominykas, 33, wagten gemeinsam den Sprung in die Selbstständigkeit und gründeten 2011 ihr eigenes Unternehmen. Brolis Semiconductors produziert moderne Halbleiterlaser für Unternehmen in aller Welt. In Litauen selbst haben die Brüder bislang keine Kunden, der Markt ist zu klein. Und dennoch wollen sie nirgendwo anders arbeiten als in ihrem Heimatland.


Dieser Text ist dem ostpol mag "Osterweiterung. Zehn Jahre in der EU" entnommen. Sie können das Themenheft hier bestellen.


Zunächst waren die Zwillinge denselben Weg gegangen wie viele andere Litauer – nämlich ins Ausland, wo die Gehälter höher sind und der Arbeitsmarkt bessere Chancen bietet. In München promovierten beide in Physik. Doch statt sich einen lukrativen Job in Deutschland zu suchen, kehrten sie zurück nach Vilnius und gründeten Brolis Semiconductors –„Brolis“ heißt „Brüder“.


„Wir wollen unsere Spezialisten nicht ans Ausland verlieren“

Nach kurzer Zeit erhielten sie EU-Fördergelder und fanden private Investoren für ihr Testlabor. In Kitteln, mit Mundschutz, Brillen und Handschuhen arbeiten sie und sechs weitere junge Ingenieure in Räumen, die 100.000-mal steriler sind als die Intensivstation eines Krankenhauses. Hier entwickeln die Physiker Pilotprodukte für über 100 Unternehmen weltweit. Die jungen Ingenieure bekommen bei Brolis ihre praktische Ausbildung und werden nach einem halben Jahr festangestellt.

„Wir zahlen das beste Gehalt, das es hier auf dem Markt gibt. Wir wollen die von uns ausgebildeten Spezialisten nicht ans Ausland verlieren“, sagt Augustinas. Die Brüder bezeichnen die jetzige Situation in Litauen als einen Traum, an den leider nur wenige glauben.

Litauen sei eigentlich ein perfektes Land für Unternehmer wie sie: Die EU gebe Geld und klare Regeln vor. Am grenzenlosen Arbeitsmarkt sähen aber viele nur die negativen Seiten, nämlich die Abwanderung. Dabei könne man im eigenen
Land durchaus etwas erreichen. „Es gibt hier zu wenige Ideen und zu viel sowjetisches Denken. Man muss aufhören zu meckern und endlich was tun“, fordert Kristijonas.

Seine Brüder nicken unisono.


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