Rumänien

Ana grüßt Horst: Es reicht!

Seit knapp einer Woche haben Rumänen und Bulgaren die volle Freizügigkeit in der EU erhalten. Seitdem empfinde ich es schwieriger als je zuvor, sich in Deutschland als Rumänin zu outen. 

Sieben Jahre nach dem EU-Beitritt weiterhin mit dem Vorwurf „Ihr hättet nicht in die EU kommen sollen“ kämpfen zu müssen, macht mich müde. Es reicht jetzt! 

Ich habe keine Geduld mehr, immer wieder zu erklären, dass diese „Angst“ vor Armutszuwanderung völlig unberechtigt ist. Zahlen und Fakten belegen es. Beiträge, Kommentare, Migrationsexperten, ebenfalls. Vieles spricht dagegen. Und doch: Die Debatte geht weiter. Die Empörung steigt und damit auch diese unberechtigte Angst vor etwas, das es eigentlich gar nicht gibt! Da steht man irgendwie verblüfft da und fragt sich empört: Wieso diese absurde, unnötige Diskussion? 


Ihr beleidigt uns

Meine Pinnwand bei Facebook ist voll mit Beiträgen zum Thema, ich sehe wie sich Freunde zu populistischen Artikeln äußern, sie schreiben Kommentare, empören sich. Eine rumänische Freundin sagte mir, angesichts der negativen Äußerungen über Rumänen seien ihr die Tränen gekommen. 

Das Schlimme ist: Es geht um viel mehr als nur um den Vorwurf, zu früh in die EU gekommen zu sein. Dass Rumänen und Bulgaren nur kämen, um den Sozialstaat auszubeuten, ist eine diskriminierende Unterstellung. Wie kann man eigentlich so locker auf dem Recht eines EU-Staates auf Freizügigkeit herumtrampeln? Wie kann man überhaupt Fingerabdrücke und Einreisesperren als Lösungen vorschlagen? 

Ihr beleidigt uns. Ihr beleidigt Ingenieure, Akademiker, Techniker, Reinigungskräfte, Wirtschaftswissenschaftler, Ärzte, Krankenpfleger, Studierende. Menschen, die arbeiten, sich gut integriert haben und ihre Steuern zahlen. Menschen, die es nun bei einer Wohnungssuche zweimal so schwer haben, überhaupt einen Besichtigungstermin zu bekommen. „Tut mir leid, die Hausverwaltung will keine Rumänen“, wurde einem Freund aus Hamburg gesagt. Dabei ist er Wirtschaftswissenschaftler, verdient gut und spricht Deutsch. 


„Oh, Sie sprechen Deutsch?“

Da gibt es neuerdings dieses ungläubige Staunen, wenn man als Rumäne jemanden auf Deutsch anspricht: „Oh, Sie sprechen Deutsch?“ Früher war es ein Kompliment, mittlerweile ist die Reaktion aber ein bisschen zu verblüfft. Ja, wir sprechen Deutsch. Hinzu noch Englisch, Französisch oder Italienisch. Wir sind EU-Bürger, es ist unser Recht da zu sein, Teil der europäischen Grundidee. Dafür müssen wir uns nicht rechtfertigen, auch nicht verteidigen. Das soll und darf nicht zur Debatte stehen!


Akzeptiert doch endlich die Fakten

Aber es sind eben negative Einzelbeispiele, die auf die gesamte Bevölkerungsgruppe übertragen werden. Die gelungene Integration bleibt unauffällig. Und ja, manche machen Probleme und wollen nicht arbeiten. Das gilt allerdings nicht nur für Rumänen, sondern auch für andere Migrantengruppen und für Deutsche. 

Wenn die CSU jetzt aussortieren und die Armen vom deutschen Sozialstaat fern halten möchte, dann will sie ein Zwei-Klassen-Europa: Eines für die Reicheren, die Ausgebildeten – und eines für die Benachteiligten. Aber das geht nicht. Und es geht auch nicht, die Wahrheit zu verschweigen, wie es manche weiterhin hartnäckig machen. 

Akzeptiert doch endlich die Fakten: Die Mehrheit der Rumänen und Bulgaren, die in Deutschland leben, sind gerade keine Sozialbetrüger. Wir arbeiten hier, sprechen Deutsch und zahlen Steuern.


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